Full text: Der Deutsche Post-Zeitungsgebührentarif

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gedeihliche Entwickelung des nationalen Wirtschaftslebens. 
In jeder Weise muß deshalb dazu beigetragen werden, die 
Rcichsfinanzen zu mehren und zu festigen sowie die Ausgaben 
zu mindern. Daraus kann aber noch nicht gefolgert werden, 
daß ein Defizit beim Postzeitungsdienst unbedingt unstatthaft 
wäre. Wenn sich bei einer so vielseitigen Verkehrsanstalt, 
wie sie die Post ist, die Rentabilität eines einzelnen Dienst 
zweiges ungünstig gestaltet, so ist das allein noch kein Anlaß 
zu einerGebührenerhöhung für diesen unrentablen Spezialdienst^), 
In Anbetracht des im Durchschnitt jährlich tatsächlich vor 
handenen Gesamtüberschusses der Postverwaltung — auch 
unter Berücksichtigung der unentgeltlichen und unterwertig 
bezahlten Eisenbahn-Leistungen für Postzwecke — 2 ) ist der 
*) „Der finanzielle Nutzen einer Vcrkehrsverbesserung beschränkt 
sich nicht auf den unmittelbaren Dienstzweig, in welchem sie vorgenommen 
werden soll, sondern er erstreckt sich auf den Gesamtorganismus des 
Instituts und tritt oft an unvermuteten Stellen zutage" (Handwörterbuch 
der Staatswissenschaftcn, 2. Anst. Jena 1901 Bd. VI S. 142 Art. 
„Post" von Fischer). — Staatsanstalten müßten, wo Verkehrsbedürsnifse 
hervortreten, diese befriedigen, auch wenn die Ausgaben in den Einnahmen 
keine Deckung fänden (Stenogr. Ber. 1897/98 Bd. II S. 800 - 
Abg. Gamp -). 
2 ) „Die Tatsache, daß die deutschen Eisenbahnen für Zwecke des 
Postdicnstes Leistungen auszuführen haben, die den Eisenbahnen des 
Reichspostgebiets ganz erhebliche Betriebskosten in Höhe von rund 40 
Millionen Mark verursachen, von denen die Post aber rund 26,5 Millionen 
Mark nicht bezahlt, hat oft zu der Behauptung Anlaß gegeben, daß 
die Post in ihren Etats sich hohe Ueberschüsse berechne, wäbrend sie in 
Wirklichkeit vielleicht eine Znschußverwaltung sei. Namhafte Schriftsteller 
haben diese Ansicht vertreten". (Poppe S. 133 f.). 
Seit 1893 sind bisher in die Etats und Bctriebsberichte der 
preußischen und hesstchen Staatsbahncn alljährlich Hinweise über den 
Wert der unentgeltlichen und unterwertig bezahlten Eisenbahn-Leistungen 
für Postzwecke aufgenommen worden (Bgl. z. B. Sammlg. d. Drucks, 
des Pr. Hauses der Abg. 1911 Nr. 7 S. 392, 1912 Nr. 29 S. 10261. 
Nach der „Denkschrift über das Verhältnis der preußischen Staats- 
eisenbahnvcrwaltnng zur Reichspostverwaltung" (a. a. 0.1912 Nr. 104 8 
S. 2095) betrugen rund in Millionen Mark: 
im Rechnungsjahr: 
die Selbstkosten der Eisenbahn 
für Postzwccke: 
die von der Post gezahlten 
Vergütungen: 
mithin der Unterschied 
zugunsten der Rcichspost: 
Die Ueberschüsse der Reichspost 
beliefen sich dagegen auf: 
1892 
1895 
1900 
1905 
1910 
29.2 
29.3 
36.8 
42.9 
51.6 
5.4 
6.1 
8.- 
10.5 
12.1 
23.8 
23.2 
28.8 
32.4 
39.5 
18. — 
25.- 
12.- 
59.- 
72.-'
	        
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