Full text: Die Zukunft unserer Wirtschaft

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starke Progression in der Heranziehung der großen Ver 
mögen wird nicht zu vermeiden sein; und nichts wäre 
verkehrter, als diese Progression etwa bei der Million Halt 
machen zu lassen. Mit dem überkommenen Respekt vor 
den ganz großen Vermögen wird man aufhören müssen; 
darüber soll im folgenden besonders gesprochen werden. 
IX. 
Man wird versuchen, die auf Inanspruchnahme der 
größten Vermögen gerichteten Anregungen als sozialistisch 
abzulehnen. In Wirklichkeit sind sie nichts weniger als 
das, d. h. kapitalsfeindlich; im Gegenteil: die Erhaltung 
unserer kapitalistischen Gesellschaftsordnung hängt dar 
an, daß nicht weiter allzu große Vermögen in wenigen 
Händen angesammelt werden. W'irkt doch ihr Bestehen an 
sich geradezu antikapitalistisch. Nicht etwa bloß weil die 
Unbemittelten aufgereizt werden; die Millionen- und 
Müliarden-Vermögen züchten regelmäßig blasierte Nichts 
tuer. oder — was noch schlimmer ist — Geldjäger aus 
Passion. Kann es ein unerfreulicheres Bild geben, als einen 
M o r g a n, dem kein Genuß der Erde zugänglich war, 
der sich nur von Milch nähren konnte — dabei aber Zehn 
tausende um Hungerlöhne arbeiten ließ und alljährlich 
Hunderte um ihr Vermögen brachte, damit seine Einkünfte 
sich noch um Millionen jährlich erhöhten? 
Es hat eine Zeit gegeben, wo die großen Vermögen 
wirtschaftlich und kulturell ein Bedürfnis waren. Damals 
konnten nur sie bedeutende Unternehmungen gewerb 
licher und finanzieller Art errichten und führen; ihnen 
stand auch neben den Fürsten die Förderung der Kunst 
und des Kunstgewerbes wohl an. Durch die Entwicklung 
des Assoziationswesens haben sie ihre Bedeutung für 
die Gesamtheit, ihre wirtschaftliche Berechtigung ver 
loren; sogar die Kunstförderung ist längst wesentlich ein 
Staatsbetrieb geworden; und selbst die Bewirtschaftung 
großer Acker- und Waldkomplexe wird heute mit gutem 
Erfolge von Aktiengesellschaften geführt. 
Aus solchen Erwägungen heraus erscheint das, was 
jetzt geschehen soll, nur als ein bescheidener Anfang, um 
die Ausschreitungen der Kapitalsbildung einzudämmen.
	        
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