Full text: Die Zukunft unserer Wirtschaft

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Dann gehört dazu auch Geld—wir haben aber wohl 
gelernt, das Geld anders zu werten, als bisher. Wenn wir 
die Milliarden ungezählt in den Abgrund des Krieges werfen 
können, werden wir doch mit den Millionen nicht geizen 
dürfen, die unmittelbar und mittelbar reiche Früchte tragen 
sollen. Das deutlichste Beispiel ist das Korber sehe Kanal 
projekt — wer wollte heute glauben, daß man die eine 
Milliarde für unerschwinglich hielt, die daran, noch dazu 
im Verlaufe von etwa zwanzig Jahren, zu wenden war? 
Auch die Frage der weltwirtschaftlichen Orientierung 
spielt hier mit. In dieser Hinsicht ist schon viel mit wohl 
klingenden Redensarten gesündigt worden; und doch kann 
nichts anderes maßgebend sein, als der kühle Interessen 
standpunkt — wenn auch kein kurzsichtiger, nur auf die 
nächste Stunde bedachter. Es wird sicher große Vorteile 
bieten, wenn die kaufmännische Erschließung des nahen 
Ostens mit ebensoviel Tatkraft und Tüchtigkeit in die Hand 
genommen wird, wie sie seit Jahrzehnten im fernen Osten 
bewährt wurde. Wir werden dabeiwohl auch mit dem deut 
schen Wettbewerb Schritt halten — besonders wenn war 
nicht mehr unsere besten Kräfte werden an das Ausland ab 
geben können. Bedenklicher ist die Frage, welchen Schutz 
unsere Industrie benötigen wird, um neben der deutschen 
zu bestehen. Es gibt große Industrien, die man ruhig sich 
selbst überlassen dürfte, wie etwa die Eisenindustrie und 
andere metallverarbeitende Gewerbe; es ginge aber doch 
nicht wohl an, alle unsere Betriebe der deutschen Kon 
kurrenz einfach preiszugeben. Allerdings fehlt heute jeder 
Maßstab dafür, wie sich dann die Erzeugungskosten in 
Oesterreich zu denen in Deutschland verhalten werden; 
man weiß noch nicht, wie die Kosten der Lebensführung, 
wie die Besteuerung, hüben und drüben sich gestalten wer 
den und doch ist gerade das für die Bemessung von Schutz 
zöllen wesentlich. Es wird also kaum angezeigt sein, mit 
dem Deutschen Reiche eine wirtschaftliche Abmachung 
für längere Zeitdauer zu treffen, weil diese Voraus 
setzungen sich erst nach dem Kriege ergeben werden, wie 
sich ja auch erst dann zeigen wird, welche Gruppen von 
Unternehmungen dauernd gewonnen und welche dauernd 
gelitten haben.
	        
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