Ausgangspunkte.
1. Die Notwendigkeit eines dauernden Wirtschaftsfriedens.
Der Wirtschaftskampf, sowohl in der Form des wirtschaftlichen
Imperialismus, wie in der des Wirtschaftskrieges im engeren Sinne, ist ein
Übel, von welchem Gesichtspunkte aus man ihn betrachten mag.
Er ist ein sittliches Übel, denn er bedient sich, die Methoden eines
friedlichen Wettbewerbes nicht achtend, der Mittel militärischer und wirt
schaftlicher Gewalt. Er erzeugt ein Herrschaftsverhältnis der wirtschaft
lich stärkeren Volkswirtschaft über die schwächere, dem die sittliche Recht
fertigung jeder Herrschaft, die Förderung des volkswirtschaftlichen Wohles
der unterworfenen Volkswirtschaft oder der Weltwirtschaft fehlt. Auch
der Wirtschaftskampf, der im Dienste der nationalen Ausdehnung eines
Volkes steht, ist nur insoweit sittlich gerechtfertigt, als er den wirtschaft
lichen Lebensbedingungen eines Volkes entspricht, nicht aber insoweit,
als er darüber hinaus dem bloßen Machtgefühl dient. Ist aber der
Imperialismus wirklich eine notwendige Begleiterscheinung einer
politischen und wirtschaftlichen Großmacht (K j e 11 e n, Großmächte 199),
so ist diese selbst ob des unstillbaren Ausdehnungsdranges ein sittliches Übel.
Der Wirtschaftskampf ist auch unter dem Gesichtspunkte der
Politik ein Übel. So sehr jedes Volk nach erreichter Einigkeit und
Organisation zur Ausdehnung seines politischen Einflusses auf andere
Völker drängt, ebenso sehr schafft es damit ein ständiges Element der
Unsicherheit für seinen politischen Bestand. Die bisher unsere Weltpolitik
beherrschende Anschauung, daß ein bloß tatsächlich gegebenes Verhältnis
des gegenseitigen Gleichgewichtes der politischen Kräfte den
Frieden und damit die Kultur überhaupt aufrecht erhalten kann, hat durch
die Labilität dieses Zustandes schon vor dem Weltkriege und schließ
lich durch die weltpolitischen Folgen der Gleichgewichtsstörung
Schiffbruch gelitten. Die Unersättlichkeit des Strebens nach Ausdehnung
der politischen und wirtschaftlichen Macht hat durch die Verflechtung
der politischen und wirtschaftlichen Interessen einen chronischen Zustand
der gegenseitigen Verdächtigung erzeugt. Das jeder einzelnen Großmacht
eigentümliche Streben nach Vorherrschaft wird die rein tatsächliche
Machtverteilung als zur Erhaltung eines dauernden politischen imd wirt-