Die Kampfmittel des wirtschaftlichen Imperialismus.
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einheimischen Verbrauchern bot, selbst vom nationalen Standpunkte aus als
vaterlandsfeindlich zu betrachten (P. Schmidt, Wirtschaftskrieg 71).
Die aggressive Tendenz erhält aber der wirtschaftliche Imperialismus
hauptsächlich durch das im Wege der Kartelle, Truste, Fusionen oder
Interessengemeinschaften geeinigte Großkapital einer bestimmten
Warengattung. Es ist nicht mit Unrecht als die „fünft e“ Waffe der
kriegerischen Expansion bezeichnet worden (K j eilen, Großmächte 98).
Die Kartelle sind nicht nur die Träger des Protektionismus, sie haben
durch die Ausschaltung des Wettbewerbes im Inlande die wirtschaftliche
Ausdehnung gewaltsam über die Staatsgrenzen hinausgedrängt. Die
aggressive Kolonialpolitik ist mit Recht als die „Flucht des Kapitals vor
seinem eigenen Schutzzoll“ bezeichnet worden. Die Kartellierung steigert
die Ausfuhr, mitunter selbst zu Verlustpreisen, damit die Betriebe voll
ausgenutzt und die Betriebskosten verringert werden. Da die Kartelle
im Inlande die Gütererzeugung durch Ausschaltung jedes Wettbewerbes
beschränken, erreichen sie, daß der höchste Kostenpreis unter den Kar
tellmitgliedern den inländischen Marktpreis bestimmt. Die sich daraus
ergebenden Gewinne der unter günstigeren Bedingungen arbeitenden
Kartellmitglieder (die sogenannte Kartellrente) führt zu Kapitalan-
käufungen gerade bei den größten Unternehmen. So kommt es, daß die
Länder des Schutzzolles und der Kartelle durch einen stets anlage-
bedürftigen Großkapitalismus belastet sind, der Gütererzeugung
und Güterverwertung in wenigen Betrieben zusammenfaßt (S z a b o,
Freihandel 12). Mittels der im Inlande künstlich hinaufgeschraubten
Monopolpreise von unentbehrlichen Rohstoffen wie Eisen, Kohle, Erz
und Getreide, wird im Auslande der Schleuderexport mit Preisen selbst
unter den inländischen Gestehungskosten betrieben. Diese Gewalt der
deutschen Kartelle hat besonders die englische Eisenindustrie stark emp
funden. Kommt noch hinzu, daß die Ausfuhr eines Kartells, wie beim
deutschen Stahlwerkverband 25—46 % des Gesamtabsatzes ausmacht,
so wird die kartellierte Industrie zur Haupttriebkraft für eine Politik der
Sicherung ausländischer Absatzmärkte. Wenn auch der Kapitalismus in
folge der Absorption aller Energien für die Konkurrenzwirtsohaft und
aus anderen Gründen an sich antiimperialistisch sein mag (Schum
peter, Soziologie der Imperialismen 53—56), so muß doch seine Ver
bindung mit dem Schutzzoll die Kartell- und Trustbildung erleichtern
und es tritt ein „Punktionswandel“ des Schutzzolls (Hilf erd in g) zum
aggressiven Waren- und Kapitalexport ein.
Zur Beherrschung des ausländischen Marktes durch das Industrie
kapital kommt die erobernde Kraft des Leihkapitals. Hierbei ist
us gleich, ob die Anleihegewährung durch den Staat selbst oder die unter
seiner Patronanz arbeitenden Großbanken erfolgt. Die Anleihegewährung
stellt zwischen dem kreditgebenden und dem kreditnehmenden Staat alle