Full text: Oekonomik der Transformationsperiode

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Prozeß ist —, wird der Unterschied zwischen dem Proletariat und 
der Gesamtheit der gesellschaftlichen Arbeiter immer geringer 
und geringer und verschwindet schließlich ganz. Damit ist auch 
die Rechtfertigung der Bezeichnung „Sozialisierung“ gegeben,*) 
Wenn wir unter Sozialisierung Uebertragung der Produktions-i 
mittel in die Hände des organisierten Proletariats als der herr 
schenden Klasse verstehen, so entsteht die Frage nach den kon 
kreten Formen dieser Uebertragung. Dem Wesen nach haben wir 
diese Frage in den vorigen Kapiteln untersucht. Hier sollen nur 
die Begriffe abgegrenzt werden, die von den Gegnern der kommu 
nistischen Umwälzung beständig durcheinander geworfen werden. 
Es ist klar, daß, inwiefern in der Uebergangspcriode das wirt- 
*) Otto Bauer stellt in seiner Broschüre „Der Weg zum Sozialismus" die 
Vergesellschaftung der Verstaatlichung gegenüber und sieht in der ersteren 
eine Kombination der Organe aus Vertretern der Arbeiter, Angestellten 
und Beamten einerseits, der Konsumenten andererseits, des Staates als 
neutraler Größe dritterseits; die Fabriken sollen neben anderen Maß 
nahmen an landwirtschaftliche Genossenschaften (d. h. an Syndikate) ver 
pachtet werden. Die Frage der Diktatur wird nicht richtig gestellt; der Staat 
ist eine „Demokratie überhaupt”. Einen viel krasseren Ausdruck findet 
dieser absolut bürgerliche Standpunkt bei W. Rathenau, wo die „Ver 
gesellschaftung“ sich so vollzieht, daß die Produktion sich in den Händen 
kapitalistischer Berufsgruppen konzentriert. Betreffs dieser „Sozialisie- 
nmgstheorie" bemerkt Dr. Karl Tyszka (1. c„ S. 25) mit Recht, daß eine 
derartige Konzeption die Wiedergeburt der mittelalterlichen Zünfte be 
deutet. Prof. Tyszka selbst zeigt jedoch nicht das geringste Verständnis 
für den Klasseninhalt der Sozialisierung. Bei Hermann Beck („Sozialisie 
rung als organisatorische Aufgabe") sind die Subjekte des Sozialisicrungs- 
prozesses auch die „Interessenverbände der Unternehmer". (S. 51.) In der 
Konferenz der deutschen Ingenieure bezeichnete Dr. Prange in der Dis 
kussion eine solche Struktur als „veredelten Kapitalismus" und deckte so 
mit die Karten auf. E. Fischer („Vom Privatkapitalismus zum Sozialismus"); 
der klassische Typus des sozialdemokratischen Kretins, spielt die ganze Zeit 
mit dem Begriff der Vergesellschaftung und Sozialisierung, indem er sie in 
zwei verschiedenen Bedeutungen anwendet und auf Grund dieses Kunst 
stückes das glänzende Resultat erzielt, daß die Sozialisierung schon längst 
dagewesen sei. Prof. Oppenheimer, der ausgezeichnet versteht, worum es 
sich handelt, verteidigt die kapitalistische Position durch die Theorie der 
Unreife. Für ihn ist jeder, der jetzt nach Sozialisierung strebt, ein 
„Putschist", „Blanquist" usw.
	        
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