DIE URSACHEN DER ABWANDERUNG UND IHR UMFANG.
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Wilson war in Versailles unterlegen. Frankreich
brauchte nicht mehr zu fürchten, daß eine Volksabstimmung
in Elsaß-Lothringen ihm die „befreiten“ Provinzen wieder
entführen könnte. Der Friedensvertrag war unterzeichnet.
Es konnten keine militärischen Notwendigkeiten mehr sein,
die Frankreich veranlaßten, die Ausweisung Deutscher
aus ElsaßDothringen fortzusetzen. Der Wunsch der ein
heimischen Bevölkerung war es sicherlich nicht mehr. Diese
hatte erkennen müssen, daß dem preußischen ein viel ge
walttätigerer französischer Militarismus gefolgt war. Die
Mißstimmung über die verlodderte französische Verwal
tung wuchs von Tag zu Tag. Man schämte sich so mancher
Heldentaten, die man in den ersten Wochen der franzö
sischen Besetzung gegen die wehrlosen Deutschen begangen
hatte, ohne es freilich offen zuzugeben. Und mit Schrecken
erkannte man, daß an Stelle eines verjagten deutschen Kon
kurrenten zwei Franzosen auf dem Platze erschienen. Frei
lich deutsche Gesinnung oder auch nur franzosenfeindliche
Stimmung wird bis heute in der denkbar besten Weise durch
französische Bajonette niedergehalten. Aber Eines steht
fest: die Ursachen für die Ausweisungen liegen nun nicht
mehr beim elsaß-lothringischen Volk, oder besser gesagt,
nicht mehr mit beim elsaß-lothringischen Volk.
Die Nebenursachen sind weggefallen, und so erkennen
wir um so deutlicher, daß die Ausweisung Deutscher
aus Elsaß-Lothringen nur eines der Mittel ist zur syste
matischen Verwelschung dieses deutschen Stammes und
Landes, sowie zur Fortsetzung des Krieges in der Form
des Wirtschaftskrieges gegen Deutschland. Man wirft den
Deutschen zum Lande hinaus, nicht allein um den Ein
heimischen vor seinem Einfluß zu bewahren, sondern um
Platz für Franzosen zu schaffen, um eine starke fran
zösische Herrenschicht in Verwaltung, Industrie und Han
del im Lande zu begründen. Schule und Gericht, das ganze
öffentliche Leben beherrscht die französische Sprache und ,
französisches Denken. Offen wurde es mehrfach aus
gesprochen, daß man ruhig eine Generation der einhei
mischen Bevölkerung verkümmern lassen müsse, um gute