Full text: Die Eingliederung der vertriebenen Elsass-Lothringer in das deutsche Wirtschaftsleben im Augenblick seines Tiefstandes

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II. HÄUPTTEIL. 
Kapital im Ausland, dessen Zinsen es uns ermöglichten 
mehr Waren aus dem Ausland einzuführen, als wir nach 
dort exportierten, ist liquidiert, unsere Kolonien sind uns 
geraubt. Alle Waffen, mit denen wir vor dem Kriege 
unserer Industrie die Bahn für ihren Absatz auf den Welt 
markt freihielten, sind uns genommen. So bliebe nur zu 
hoffen, daß diese Bahn frei bliebe, weil die anderen Völker 
ein solches Bedürfnis nach unseren Fabrikaten haben, 
daß sie von sich aus unsere Waren in ihre Gebiete leiten. 
Auch daran ist wohl kaum zu denken. Abgesehen davon, 
daß unsere Peindstaaten — und dazu gehört ja fast die 
ganze Welt — während des Krieges alle bis zu einem ge 
wissen Grad eine Nationalisierung ihrer Volkswirtschaft 
erstrebten, um sich wenigstens von der Abhängigkeit von 
Deutschland freizumachen, ist zu bedenken, daß auch unsere 
Gegner durch den Krieg ärmer geworden sind. Der Krieg 
hat überall ungeheure Werte zerstört, und die Verarmung 
aller Länder muß sich auch in ihrer Kaufkraft bemerkbar 
machen. Auch sie können manche Bedürfnisse nicht mehr 
befriedigen, die sie vor dem Kriege aus Exportartikeln 
unserer Industrie befriedigten. Andererseits versuchen sie 
gewiß, die Lücken, die der Krieg in ihrer Versorgung ge 
rissen hat, zu füllen. Aber diesen Bedarf werden sie 
möglichst durch ihre eigene Industrie zu decken suchen. 
Auch das Valutaproblem muß an dieser Stelle erwähnt 
werden. Unsere Valuta, d. h. der Wert unserer ein 
heimischen Zahlungsmittel gemessen am Wert der Zah 
lungsmittel ausländischer Staaten ist in ungekannter Weise 
ungünstig für uns. Die völlige Zerrüttung unserer Geld 
verfassung, die aus einer Goldwährung zur Papierwährung 
geworden ist, und die trostlose Lage unserer wirtschaft 
lichen und politischen Verhältnisse, zu denen niemand mehr 
rechtes Vertrauen haben kann, prägen sich darin aus, wenn 
die deutsche Mark im Ausland heute zum Teil nur noch 
den zehnten bis zwanzigsten Teil ihres früheren Wertes 
vertritt. Es würde zu weit führen, den schädigenden Ein 
fluß unserer schlechten Valuta auf unseren Export darzu 
legen. Nur so viel sei gesagt, daß anfangs, als unsere Preise
	        
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