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III. HAUPTTEIL.
In einer Besprechung im Eeichsamt des Innern am
28. November 1918 wurde die Einrichtung einer Zentral
fürsorgestelle für die elsaß-lothringischen Beamten im
Reichsamt des Innern beschlossen.
Noch kurz vor der Besetzung Elsaß-Lothringens durch
die Franzosen wurde in der „Straßburger Post“ auf die
Gründung einer Fürsorgestelle für die Elsaß-Lothringer im
Reich hingewiesen, die gleiche Notiz erschien in einigen
Zeitungen im Reioh.
b) DER HILFSBUND FÜR DIE EL8AS8-LOTHRINGER
IM REICH.
Man hatte an die Fürsorge für wenige politisch am
meisten hervorgetretene Persönlichkeiten gedacht. Durch
die sofort nach der Besetzung Elsaß-Lothringens von den
Franzosen durchgeführte Post- und Grenzsperre gerieten
aber Tausende von oft planlos entlassenen elsaß-lothrin
gischen Soldaten, sowie die im Hilfsdienst in Deutschland
beschäftigten Elsaß-Lothringer, die sich zum Teil mit ihren
Familien in Deutschland aufhielten, in eine schwere Not
lage. Auf eine solchen Verhältnissen entsprechende Hilfs
aktion war man nicht vorbereitet. Die Gründung einer
solchen größeren Organisation wurde durch die politische
Lage mit all ihrer Verwirrung und Unsicherheit ungeheuer
erschwert. In einem kleinen leeren Ladenraum Schöne
bergs richteten einige Elsaß-Lothringer, darunter bereits 1
aus ihrer Heimat Vertriebene, unter Leitung des genannten
Kolmarer Stadtrates eine Hilfsstelle für die Elsaß-Loth
ringer ein. Es konnte sich in der Hauptsache nur um eine
Beratungsstelle handeln, da größere Geldmittel nicht zur
Verfügung standen. Aber diese Beratungsstelle hatte ihren
großen Wert, indem auf diese Weise mancher elsaß-loth
ringische Soldat von altdeutscher Abstammung an der
Rückkehr nach Elsaß-Lothringen verhindert werden konnte,
die für ihn in den meisten Fällen mit Kriegsgefangenschaft
geendet hätte.
Am 7. Dezember 1918 wurde von dieser Hilfsstelle
im Rathaus zu Schöneberg — der Oberbürgermeister von