Full text: Die Eingliederung der vertriebenen Elsass-Lothringer in das deutsche Wirtschaftsleben im Augenblick seines Tiefstandes

WANDERUNGSVERLAUF UND GETROFFENE MASSNÄHMEN. 79 
Frankfurt a. M. 1 ) eingerichtet, etwa zur selben Zeit 
eine solche für Württemberg in Mühlacker und in Freuden 
stadt, für Bayern in Neu-Ulm, für Hessen in Darmstadt 
und für Sachsen in Plauen. Diese Landesübernahmestellen 
sind jedoch, wie wir später sehen werden, nicht von der 
Reichsübernahme, sondern vom Roten Kreuz errichtet wor 
den. Die Vertriebenen wurden, wenn sie kein festes Ziel 
hatten, von den Reichsübernahmestellen je nach ihrer 
Staatsangehörigkeit den einzelnen Landesübernahmestellen 
zugewiesen — die Alt-Elsaß-Lothringer wurden nach 
Württemberg weitergeleitet —, die für ihr Weiterkommen 
sorgen sollten. 
Diese Übernahme stellte nur eine kurze vorübergehende 
Hilfe dar, und konnte nicht genügen. Die wenigsten 
unter den Flüchtlingen waren in der Lage, sich selbst zu 
erhalten. Die meisten hatten all ihr Hab und Gut in 
Elsaß-Lothringen zurücklassen müssen. Bei der großen 
Teuerung konnten sie ohne eigene Mittel auch nicht bei 
Bekannten oder Verwandten auf längere Zeit ein Unter 
kommen finden. Arbeitsgelegenheit fanden nur wenige in 
jenen ersten Monaten nach der Revolution und während 
der Demobilmachung. 
Für die Beamten und Ruhegehaltsempfänger war durch 
Weiterzahlung des Gehalts von seiten der Zentralstelle für 
die elsaß-lothringischen Beamten usw. einigermaßen ge 
sorgt, aber für alle übrigen Flüchtlinge — und die Zahl 
der nichtbeamteten Flüchtlinge erhöhte sich im Vergleich 
zu den Beamten von Monat zu Monat — mußten größere 
Mittel zur Unterstützung bereitgestellt werden. Die Selbst 
hilf eorganisationen der Vertriebenen waren dazu nicht im 
stande. In Baden wurde durch Verordnung des Ministe 
riums des Innern die Unterstützung der vertriebenen Elsaß- 
Lothringer durch die Gemeinden angeordnet, in Württem 
berg wurde die Fürsorge für diese der Kriegsfürsorge an 
gegliedert. Es waren dies die ersten Versuche einer Dauer 
1) Seit August 1920 als selbständiges Eeichskommissariat der 
Ministerialabteilung für Elsaß-Lothringen im Eeichsministerium des 
Innern unterstellt.
	        
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