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®af)en reiner Melasse schädliche Wirkungen ausüben können. Daher
bat üch die Verabreichung der Melasse in Mischung mit anderen
Futterstoffen eingebürgert. Sogar Torfmehl, das natürlich nur aus
den feinsten und moosigsten Schichten der deutschen Torfmoore ge
wonnen wird, hat man als Melasseträger vielfach benutzt. Seine
Verwendbarkeit bzw. Unschädlichkeit, über die man seinerzeit, als
das Herstellungsverfahren patentiert war, noch lebhaft gestritten
hatte, ist jetzt während des Krieges, unter dem Druck der Verhältnisse,
fast überall anerkannt worden. Die Herstellung der Gemische aus
Melasse und Futterstoffen erfolgt am besten und einfachsten in den
Melasseerzeugungsstätten vermittelst sogenannter Mischmaschinen
unter Anwärmung der Melasse. Seit Jahren hat sich aber ein
blühender Industriezweig, die Melasse-Mischfutterfabriken, entwickelt,
die von Rohzuckerfabriken und Siedereien Melasse kaufen und durch
Mischen mit allen möglichen Melasseträgern namhafte Gewinne ge
zogen haben. Dadurch aber, daß mitunter verdorbene und völlig
wertlose Stosse mit Melasse verdeckt und unter tönenden Namen und
zu teuren Preisen als Futtermittel in den Handel gebracht wurden,
ist der Melassefütterung beträchtlicher Schaden erwachsen. Außer in
Melasscentzuckerungsanstalten und Landwirtschaft findet die Melasse
Verwendung zu allerlei technischen Zwecken. In größerem Umfang
wird sie in Melassebrennereien zu Spiritus verarbeitet. Dabei er
geben etwa 7,5 Zentner Melasse einen Hektoliter' Spiritus. Auch
die Zuckerrüben "dienen neben den Kartoffeln zur Branntwein
erzeugung. Die Heranziehung der Rüben zu Brennzwecken ist gerade
neuerdings vielfach geschehen, um die dadurch in den Brennereien
ersparten Kartoffeln der menschlichen Ernährung zuzuführen. 25 bis
26 Zentner Rüben werden zur Erzeugung eines Hektoliters Spiritus
benötigt.
Die Zuckerrübe bildet also, sowohl unmittelbar wie zunächst
auf Zucker verarbeitet und dann getrocknet, mit der Melasse, den
eiweißhaltigen Blättern und Köpfen und schließlich auch dem Zucker
selbst ein äußerst wertvolles, besonders beim Selbstanbau sehr preis
wertes Kraftfutter. Namentlich der Wert der Zuckerrübenblätter
und -köpfe wird noch keineswegs überall genügend gewürdigt,
sie werden verhältnismäßig erst wenig getrocknet, obwohl ihr Futter
wert dem in Knospen stehenden Rotklee gleichkommt und der in Geld
umgerechnete Wert eines Hektars 283,10 Mark ausmacht. Allein der
Ertrag eines Hektars Zuckerrüben an Stärkewert in Blättern,
Köpfen, Schnitzeln und Melasse übersteigt nicht unwesentlich den
Futterwert von 2 Hektar Wiesen, von dem gleichen Hektar werden
aber obendrein noch 46,42 Doppelzentner Zucker gewonnen.