Full text: Vieh und Fleisch in der deutschen Kriegswirtschaft

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Es braucht wohl nicht weiter begründet zu werden/ daß die 
Rinderbestände nach der vorübergehend starken Entnahme wiederum 
besonderer Schonung bedürfen werden; das ergibt sich schon 
aus der Tatsache, daß nach Ablauf der Versorgungsperiode Mitte April 
bis Ende Juli die Klasse der Milchkühe auf voraussichtlich 9 1 / 2 Mil 
lionen zurückgegangen sein wird, da wegen der Schlachtung des"Nach- 
wuchses eine Ergänzung nicht stattfinden kann. Auch die Jungvieh 
bestände, die jetzt teilweise für die Schlachtung Verwendung finden 
nlußten, bedürfen dann dringend der Auffüllung, um sowohl die zur 
Zucht untauglich werdenden Kühe und Bullen, als auch die wegen 
Arbeitsunfähigkeit ausscheidenden Zugtiere zu ersetzen. Die Tatsache 
aber, daß nach Ablauf des Vierteljahres, für das die Erhöhung der 
Fleischmenge vorgesehen ist, die Weidemastgebiete ihr Vieh abstoßen 
und auch aus den anderen Viehbeständen Tiere infolge Unbrauchbar 
werdens zur Zucht und zur Milcherzeugung für die Schlachtung zur 
Verfügung stehen, gibt die Gewähr dafür, daß unsere regelmäßige 
Fleifchversorgung nach Ablauf der bis Ende Juli währenden Ver 
sorgungsperiode aufrechterhalten werden wird, wenn die verstärkte 
Wochenkopfmenge von 500 g in der neuen Versorgungsperiode, in 
der die Brot-Notstandsaktion zu Ende geht, wieder durch die ge 
wöhnliche 250 A-Wochenkopfmenge mit den Zulagen für Schwer-, 
Schwerst- und unter Tage tätige Arbeiter ersetzt wird. 
4. Allgemeine Maßnahmen zur Erleichterung der 
Viehbewirtschaftung. 
Die vorübergehenden starken Ansprüche an die Rinderbestände 
machten es in den meisten Bundesstaaten notwendig, an Stelle der 
freiwilligen Aufbringung durch den Händler oder Kommissionär die 
Enteignung oder Androhung der Enteignung und Aufbringung 
durch den Kommunalverband durchzuführen. Dabei war es zwar nicht 
nötig, den Handel vollständig auszuschalten, aber es war die Art 
seiner Mitwirkung zu ändern. Während der Handel bisher, in manchen 
Bundesstaaten mehr, in anderen weniger, tatsächlich den Kaufabschluß 
bewirkte und von seiner Beschäftigung in Friedenszeiten lediglich 
dadurch abwich, daß statt der Verhandlungen über den Verkaufs 
preis der Höchstpreis, der meistens als llbernahmepreis galt, eintrat, 
ist seine Tätigkeit nunmehr meistens auf die Abwicklung der Abnahme- 
und Transportgeschäfte beschränkt worden, ein Gebiet der Betätigung, 
bei dem der Handel im Hinblick auf seine langjährigen Erfahrungen 
unentbehrlich ist.
	        
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