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Ernährung nötig wurde und, so viel sie auch als „Schweinemord"
angefeindet worden sein mag, eine kriegswirtschaftlich durch die
spätere Entwicklung sehr gerechtfertigte Maßnahme darstellte. Es
wurde damals der Fleischüberschuß konserviert und den Kommunal-
verbänden die Pflicht auferlegt, nach Verhältnis der Bevölkerung
Vorräte in solchen Fleischdauerwaren anzulegen. Die Durchführung
litt allerdings unter der ungenügenden Preisbindung, die damals noch
nicht genügend entwickelt war; sie bewirkte infolgedessen durch die
starke Nachfrage eine ungerechtfertigte sprunghafte Erhöhung der
Schweinepreife.
Jni übrigen war der Handel bis zum Beginn des Jahres 1916
frei. Das Vieh wurde den Verbrauchsgebieten wie im Frieden zu
geführt. Die natürlichen Wege und Verhältnisse wurden aber
mehr und niehr verschoben, weil einmal das Angebot sank —, die
Auslandseinfuhr fehlte fast völlig, die starke Pserdcaushebung machte
immer mehr Mastvieh zu Arbeitstieren —, und andererseits die
Nachfrage stieg: Die Heeresverwaltung war ein sehr zahlungs
fähiger, starker Wettbewerber auf dem Markte, die bürgerliche Be
völkerung griff mehr und mehr zum Fleischgenuß, als Kartoffeln
knapp wurden.und Brot in Höchstmengen zugeteilt wurde. Deshalb
stiegen die Vieh- und Fleischprcife, sehr zum Verdruß der Ver
braucher. Die minderbemittelte Bevölkerung litt hierunter, zumal
auch'die städtischen Danerflcischvorräte, da sie unter gleichen Be
dingungen wie im freien Handel erworben waren, hohe Einstands
preise hatten.
Es würde damals allgemein als sehr unerwünscht angesehen,
dem Verbraucher auch das Fleisch rationsweise zuzuteilen. Man
war sich der erheblichen Schwierigkeiten, welche die lebendige Ware dem
entgegenstellt, bewußt; außerdem fehlte ein Zuteilungsmaßstab. Es
war zwar bekannt, daß der Fleischverbrauch im Frieden,
der ja in Deutschland höher war als in den meisten anderen Staaten,
etwa 1 kg auf den Kopf und die Woche betragen hatte; es war aber
kein Zweifel, daß diese Mengen von den überwiegenden Teilen der
ärmeren städtischen Bevölkerung und der Landbevölkerung niemals
verzehrt worden waren, während der Verbrauch der Wohlhabenden
und des Schank- und Gastwirtschaftsverkehrs den Löwenanteil gehabt
hatte.
Im Ansang verzichtete man deshalb wohl überall auf Ratio
nierung und fetzte die kommunalen Danerfleischvorräte, unter Fest
legung der Preise, in städtischen oder privaten Läden ab; hierbei ging
man oft sogar soweit, die Bevölkerung zum Ansammeln von Vorräten