Full text: München als Industriestadt

Bei Zugrundelegung des prozentualen Verhältnisses der 
beiden Geschlechter zueinander entfallen auf das männliche 
Geschlecht 68,lo/ 0 und auf das weibliche 31,9% aller Er 
werbstätigen, während die entsprechenden Ziffern für die 
selbständigen Berufslosen 45,7 bezw. 54,3, für die Dienst 
boten 2,0 bezw. 98,0 und für die Familienangehörigen 31,5 
bezw. 68,5 lauten.“ (Mitteilungen des statistischen Amts der 
Stadt München Bd. XXII. H. 2/1 p. 18). 
Wenn somit auch die weiblichen Familien-An gehöri 
gen die männlichen noch übertreffen, so hat doch der An 
teil der ersteren sehr schnell von 1882—1907 abgenommen. 
Dies kommt eben nach unserer Ansicht davon, daß die moderne 
Industrie und die Ausstattung der Wohnungen mit Wasser 
leitung, Kanalisation usw. einen nicht geringen Teil der früher 
zu leistenden Arbeit dem häuslichen Betätigungsgebiete des 
weiblichen Geschlechts entzogen, sowie auf der andern Seite 
die neuzeitliche Emanzipationsbewegung der Frauen eine er 
hebliche Zahl noch im Hause wirkender Angehöriger ihrem 
weiblichen Berufe allmählich entfremdet hat. Dadurch sind 
nun viele weibliche Arbeitskräfte für eine Erwerbstätigkeit 
außerhalb der Familie frei geworden. Dementsprechend ist 
ja auch die absolute Anzahl der weiblichen in einem Haupt 
beruf Erwerbstätigen erstaunlich gewachsen. 
Daß bei der männlichen Bevölkerung der Anteil der 
Familienangehörigen nur relativ wenig zurückgegangen ist, läßt 
sich vielleicht auf folgende Ursachen zurückführen: größere 
Beschäftigungsmöglichkeit der jungen Arbeiter durch die In 
dustrie und Anstreben besserer Bildung durch größere Wohl 
habenheit der Eltern derselben. Während so die wirtschaft 
lichen Veränderungen einen Teil der Söhne aus dem Eltern 
haus früh zum Erwerb hinaustreiben, halten sie dafür einen 
andern Teil länger wie früher dort zurück. 
Die selbständigen Berufslosen, welche aus sozial und 
wirtschaftlich höchst verschiedenen Gruppen zusammengesetzt 
sind, besitzen als allgemeine Erscheinung den „Zug nach der 
Stadt“. Dies hatte für München auch eine Bevölkerungs- 
Agglomeration der Berufslosen zur Folge. Speziell hier stieg 
nach den Berechnungen Dr. v. Rehlingen-Haltenbergs die
	        
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