Full text: München als Industriestadt

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Stadt ihr Brot verdienen können, nach anderen Gemeinden 
oder der Heimat wieder abwandern, in denen vielleicht ge 
ringere Anforderungen an sie gestellt werden oder sie in 
folge des Bürgerrechts auskömmliche Beschäftigung bei der 
Gemeinde erhalten. 
.Welche Mengen fremder Arbeiter München braucht, um 
die Nachfrage der Industrie und des Handels zu befriedigen, 
woher sie kommen, all das lehrt uns die statistische Betrach 
tung im Folgenden. Wir wollen versuchen die Zuwanderungs 
verhältnisse der verschiedenen Berufsgruppen' insbesondere der 
Arbeiter sowie die Stellung der Ortsgebürtigen zu den zuge 
wanderten für München festzustellen, wobei uns wieder die 
Lage der Arbeiter, insbesondere der Industriearbeiter, haupt 
sächlich beschäftigen wird. 
Die örtlichen Verschiebungen innerhalb der Landesgrenzen, 
mögen sie auch am Gesamtstand nichts ändern, rufen einen 
bedeutsamen Wandel in der Verteilung und in der natürlichen 
sowie sozialen Zusammensetzung der Volksmassen einzelner 
Gebiete hervor. 
Die Tendenz, welche den Binnenwanderungen fast aller 
Länder Europas im vergangenen Jahrhundert eigen war und 
die sich in der Gegenwart selbst noch zu steigern scheint, 
wird bekanntlich mit dem „Zug in die Stadt“ gekennzeichnet. 
Auch in Bayern kann man von einem starken Zug in die 
Städte, namentlich Großstädte, sprechen. Dieser Zustrom in 
die Großstadt bildet vielfach das Schlußergebnis einer langen 
Reihe von Verschiebungen, die zunächst zwischen den ein 
zelnen Ortschaften, Gemeinden und größeren Gebietsteilen vor 
sich gehen, bevor sie in der Großstadt und in dem sie um 
gebenden Wirtschaftsgebiet ihren Abschluß finden. 
Die Bevölkerung Münchens betrug im Jahre 1907, wie 
wir schon gehört haben, rund 533 000 Seelen. Davon 
waren 216 000, also ungefähr zwei Fünftel in München selbst 
geboren, während weitaus die Mehrheit der Einwohnerschaft, 
317 000 oder drei Fünftel, von auswärts eingewandert waren, 
davon allein 255000, beinahe 48o/ 0 , aus anderen bayerischen 
Gemeinden. Untersucht man die Herkunftsverhältnisse der 
Binnenwanderer, so zeigt sich zunächst der heimische 
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