— 142 —
ermäßigungen auch für Eisen, doch hatten diese als unbedeutend
leine erheblichen Wirkungen*),
Eugen von Philippovich stellte auf der Exportenquete 1898
fest 2 ), daß der österreichisch-ungarische Eisenkonsum „alle Ar
beiter, die im Eisenerzbergbau und in der Verarbeitung und Ge
winnung von Eisen und Stahl beschäftigt sind, samt ihren Fa
milien, Frauen und Kindern nach Hause schicken und pro Kopf
— insgesamt etwa 52 000 Personen — mit 250 fl. pensionieren
könne, wenn Eisen und Stahl zollfrei aus Deutschland ein
gehen dürfte, und er dann noch nicht mehr ausgeben würde als
er es so täte". Roheisen war 1898 ungefähr 60—75% teurer
als im Deutschen Reich, gewöhnliches Stabeisen um 50—60%
und Kesselbleche um 60—80%. Besoirders klagten die Eisen
verarbeitenden Industrien, das Schlosser-, Schmiede- und Ma
schinenbaugewerbe, daß die Zölle auf ihre Fertigfabrikate durch
die Verteuerung der Rohmaterialien völlig absorbiert würden,
und forderten die Herabsetzung der Zölle auf Roheisen und Roh-
stahl, dagegen die Erhöhung der Zölle auf Maschinen und Eisen-
warerst).
Der neue Handelsvertrag, den die Monarchie mit dem
Deutschen Reiche 1902 schloß, kam diesen Interessen entgegen*)
und erniedrigte die Zollsätze auf Eisenrohmaterialien, doch nicht
so weit, daß die Ausfuhr der in diesen Materialien nur be
schränkt konkurrenzfähigen Eisenindustrie Oberschlefiens nach
Österreich-Ungarn sich merklich heben konnte. Die böhmischen
Eisenbütten der Prager Eisenindustrie A.-G. in Wien, der
Böhmischen Montangesellschaft in Wien, der Skoda-Werke A.-G.
in Pilsen, der Deutsch-Österreichischen Mannesmann-Röhren
werke A.- G. in Komotau-Berlin sowie der Witkowitzer Eisen
werke A-.G. in Mähren und der Alpinen Montangesellschaft in
Steiermark sind inzwischen leistungsfähig genug geworden, um
unter dem Schutz der immerhin noch bestehenden Zölle den Jn-
landsmarkt zu beherrschen. Lediglich feinere Eisenprodukte, die
in Österreich-Ungarn garnicht oder beschränkt und weit teurer
hergestellt werden, gehen über die Grenze. Die Hauptausfuhr
' 1) Lotz, S. 80.
2) Exportenquete Wien, S. 115 fs.
3) Exportenquete Wien, S. 123, 138 f.
4) Matlekomts, C. 57 ff. A. Miethe, S. 196 ff.