Full text: Die oberschlesische Kohlen- u. Eisenindustrie

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ermäßigungen auch für Eisen, doch hatten diese als unbedeutend 
leine erheblichen Wirkungen*), 
Eugen von Philippovich stellte auf der Exportenquete 1898 
fest 2 ), daß der österreichisch-ungarische Eisenkonsum „alle Ar 
beiter, die im Eisenerzbergbau und in der Verarbeitung und Ge 
winnung von Eisen und Stahl beschäftigt sind, samt ihren Fa 
milien, Frauen und Kindern nach Hause schicken und pro Kopf 
— insgesamt etwa 52 000 Personen — mit 250 fl. pensionieren 
könne, wenn Eisen und Stahl zollfrei aus Deutschland ein 
gehen dürfte, und er dann noch nicht mehr ausgeben würde als 
er es so täte". Roheisen war 1898 ungefähr 60—75% teurer 
als im Deutschen Reich, gewöhnliches Stabeisen um 50—60% 
und Kesselbleche um 60—80%. Besoirders klagten die Eisen 
verarbeitenden Industrien, das Schlosser-, Schmiede- und Ma 
schinenbaugewerbe, daß die Zölle auf ihre Fertigfabrikate durch 
die Verteuerung der Rohmaterialien völlig absorbiert würden, 
und forderten die Herabsetzung der Zölle auf Roheisen und Roh- 
stahl, dagegen die Erhöhung der Zölle auf Maschinen und Eisen- 
warerst). 
Der neue Handelsvertrag, den die Monarchie mit dem 
Deutschen Reiche 1902 schloß, kam diesen Interessen entgegen*) 
und erniedrigte die Zollsätze auf Eisenrohmaterialien, doch nicht 
so weit, daß die Ausfuhr der in diesen Materialien nur be 
schränkt konkurrenzfähigen Eisenindustrie Oberschlefiens nach 
Österreich-Ungarn sich merklich heben konnte. Die böhmischen 
Eisenbütten der Prager Eisenindustrie A.-G. in Wien, der 
Böhmischen Montangesellschaft in Wien, der Skoda-Werke A.-G. 
in Pilsen, der Deutsch-Österreichischen Mannesmann-Röhren 
werke A.- G. in Komotau-Berlin sowie der Witkowitzer Eisen 
werke A-.G. in Mähren und der Alpinen Montangesellschaft in 
Steiermark sind inzwischen leistungsfähig genug geworden, um 
unter dem Schutz der immerhin noch bestehenden Zölle den Jn- 
landsmarkt zu beherrschen. Lediglich feinere Eisenprodukte, die 
in Österreich-Ungarn garnicht oder beschränkt und weit teurer 
hergestellt werden, gehen über die Grenze. Die Hauptausfuhr 
' 1) Lotz, S. 80. 
2) Exportenquete Wien, S. 115 fs. 
3) Exportenquete Wien, S. 123, 138 f. 
4) Matlekomts, C. 57 ff. A. Miethe, S. 196 ff.
	        
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