Full text: Die oberschlesische Kohlen- u. Eisenindustrie

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möglich kann die Voraussetzung gewagt erscheinen, daß dereinst 
unter dem unmittelbaren Schutze und durch die kräftige Unter 
stützung der preußischen Monarchen ein Etablissement zu Stande 
kommen und erhalten werden sollte, dergleichen einzelne Parti 
kuliers in England mehrere und in wenig Jahren errichten, be 
leben und unter minder günstigen Verhältnissen nicht nur zu 
einem hohen Grade der Vollkommenheit, sondern auch zu einem 
reichen Ertrage bringen. Ich finde ein unbeschreibliches Ver 
gnügen in der Vorstellung dieser vielleicht noch sehr entfernten 
Zukunft, und freue mich im Voraus der Zeiten, wo belebte In 
dustrie, schnellere Zirkulation und Kultur diesen ungeachteten 
Winkel zur Perle der preußischen Krone erheben, und dessen Be 
wohner aus armen, gedrückten Sklaven zu gebildeten und glück 
lichen Menschen umschafsen werden." 
Nichtsdestoweniger krankte die oberschlesische Montanindu 
strie vom Tage der Geburt an einem Hauptübel: dem Mangel 
eines genügend großen Absatzmarktes. Schlesien sah sich nach 
dem Hubertusburger Frieden plötzlich von Österreich losaerissen, 
mit dem es seit Jahrhunderten im engsten wirtschaftlichem wie 
politischem Verhältnis gestanden hatte. Entgegen den Frie 
densbestimmungen, die dem Handel der Provinz mit dem Kai 
serreich freien Lauf ließen'), sperrte Maria Theresia ihre Lande 
gegen Schlesien durch hohe Schuümlle und Verbote auf Roheisen 
und Eisenwaren ab, die Friedrich d. Gr. mit Kamuszöllen be 
antwortete. Dagegen war der Handel nach dem Königreich 
Polen ungehindert und sehr lebhaft 1 2 3 ). Das enaere Gebiet des 
oberschlesischen Jndustriebezirks aber wasr wirtschaftlich noch 
unentwickelt und zu klein, um einer Großindustrie genügend Be- 
schäftiaung geben zu können, umsomehr als die slavische, unfreie 
Bevölkerung auf einem äußerst niedrigen Wirtschaftsniveau sich 
befand. Der weitere Jnlandsmarkt war schwer zu erreichen in 
folge der peripheren Lage Oberschlesiens und seiner völligen 
Armut an Kommunikationen. Heinitz schreibt in seinem Be 
richt voin 8. September 1801 3 ) „. . . an Steinkohlen kann es 
1) H. Fechner HI, S. 787 ff. II, S. 74 f. 
2) Bei der 2. Teilung Polens 1793 kam das Oberschlesien be 
nachbarte Gebiet um Czenstochau als „Nsufchlefien" zu Preußen. 
3) H. Fechner I I, <5. 75 ff.
	        
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