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sicht überlegene*) Westdeutsche Eisen das oberschlesische nach und
nach von dessen alteingesessenen Märkten Zurückdrängen. Diese
technisch-organisatorische Schwierigkeit ist neben der Verkehrs
frage der Hauptschlüssel zu dem Verständnis der Lage der ober-
schlesMen Kohlen-Eisenindustrie seit den l 870er Jabren.
Tie Not erzeugte gleich das Bestreben der oberschlesischenJn-
dustrie, ihre Wirtschaftlichkeit durch Kartellierung zu heben. 1886
wurde denn auch das „Gleiwitzer Verkaufsbureau vereinigter
Oberschlesischer Walzwerke" gegründet^), dem 1887 alle Werke
mit Ausnahme des privaten Borsigwerkes beitraten. Auch der
schon 1879 gemachte Versuch, die oberschlesische Steinkohlenpro
duktion zu syndizieren, der zunächst an dem Widerstände der
unter besonderen, günstigen Verhältnissen arbeitenden fiskali
schen Zechen gescheitert war, gelang 1890, indem die Kohlenin
dustriellen mit Einschluß des Fiskus sich zu der zwar losen
„Oberschlesischen Steinkohlenkonvention" zusammenschlossen.
Diese Kartellierungen vermochten wohl die ärgsten Stöße
abzuschwächen, konnten aber bei der Übermacht der westdeutschen
wie englischen Konkurrenz keine merkliche Besserung bringen.
Westdeutsches Eisen und englische Kohlen behaupteten die Ober
schlesien abgerungenen Positionen.
Dazu kam in den 1890er Jahren die bedeutende Verschlech
terung der handelspolitischen Beziehungen des Deutschen Rei-
t ches sowohl zu Rußland als auch zu Österreich-Ungarn. Hatte
Oberschlesien bislang einen ziemlich konkurrenzlosen Auslands
markt besessen, so wurde ihm dieser setzt durch die Hochschutzzölle
der beiden Staaten abgeschlossen^). Rußland erhöhte bedeutend
seine Kohlen- und Eisenzölle zum Schutze seiner eigenen, auf
blühenden Montanindustrie, und ebenfalls die Donaumonar-
1) Noch 1881 war es der Bismarckhütte unmöglich, zum
Stanzen geeignete Feinbleche herzustellen. Draht konnte nur aus
dem schwer herzustellenden Feinkornschweitzeisen gewalzt werden,
nicht aber aus dem damals schlechten oberschlesischen Flutzeisen. (F.
Jüngst, S. 520 f.)
8) B. Kosmann, S. 107. Vorbild des 1887 gegründeten
„Deutschen Walzwerks-Verbandes", (f. a. Caro, S. 45 ff.)
3) s. S. 127, 129. Den Höhepunkt erreichten die russischen
Zölle in dem Maximaltaris von 1892, der während des Zollkrieges
bis 1894 galt.