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Erztarife der österreichischen Eisenbahnen in bescheidenen Gren
zen. Die polnischen Braun- und Raseneiseuerze, die in ihren
Eigenschaften den oberschlesischen ähneln, sind, solange es keine
bedeutende polnische Eisenindustrie gab, von den oberschlesischen
Hochöfen ausnahmslos verhüttet worden. Als die 1880
einsetzenden zollpolitischen Masinahmen Rußlands auch
in Polen eine Großeisenindustrie erweckten, indem die am
russischen Markt stark interessierten oberschlesischen Hütten an
der Grenze Filialwerkc errichteten, ging die Einfuhr polnischer
Erze zurück, die seitdem von den polnischen Hochöfen ver
schmolzen werden. Zudem gab die russische Regierung die Be
stimmung heraus, daß die polnische Erzausfuhr an besondere
staatliche Lizenzen geknüpft und ein Ausfuhrzoll erhoben werden
sollte. Dieselben Vorschriften wurden für die Ausfuhr der süd
russischen Erze erlassen, die freilich wegen des unentwickelten
russischen Eisenbahnwesens und der enormen Entfernung für
die oberschlesischen Hütten damals noch keine Bedeutung besaßen.
Die Einfuhr schwedischer Magneteisensteine schlug schon 1866
H. Wedding bot 1 ), sie begann 1870 mit der Zufuhr von
9600 To. Sogleich bemühten sich die oberschlesischen Eisen
werke, schwedische Eisenerzfelder zu erwerben und eine regel-
mäßige Erzzufuhr nach Oberschlesien einzurichten. Doch kam
ihnen bald der schwedische Staat zuvor, der die Eisenerzschätze
in nationaler Hand bewahrt wissen wollte. Was Spanien be
trifft, so kamen für Oberschlesien lediglich die Rio-Tinto Ab-
brände^) in Frage, wie überhaupt die oberschlesischen Hochöfen
früher und umfangreicher als irgend eine andere Eisenindustrie
Deutschlands die Verschmelzung von Abbränden, Schlacken,
Sintern aller Art und Anilinrückständen aufgenommen Haber?).
Mit fortschreitender Entwicklung der oberschlesischen Eisen
industrie ist der Anteil der ausländischen Erze an dem Hoch
ofenmöller stetig gestiegen, da einerseits die oberschlestsche Eisen
erzförderung durch die zunehmende Erschöpfung der Lager
1) In der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen-
mefen im preußischen Staate, Iahrg. 1866.
2) Rio-Tinto Abbrände sind Kupferhaltige Schwefelkiese, die
nach Extraktion des Kupfers und Oxydation des Schwefels einen
sehr eisenreichen Abbrand liefern.
3) F. Jüngst, S. 520 f.