Full text: Die deutsche Ölmüllerei

Erster Abschnitt. 
Die Lage der Ölmüllerei in Preußen vor Ein 
führung der Gewerbefreiheit. 
» 
1. Kapitel. 
Einführung. 
Betrachten wir die Lage des Gewerbes der Ölbereitung in 
Deutschland und besonders in Preußen am Ende des 18. und 
zu Beginn des 19. Jahrhunderts, so finden wir dasselbe auf 
das engste verknüpft mit dem Wohlergehen der heimischen 
Landwirtschaft, verwandte man doch als Rohmaterial zu jener 
Zeit fast ausschließlich inländische Ölsämereien und -früchte. 
Neben den Samen des Raps und Rübsens sowie des Leins, 
welche hauptsächlich für die Zwecke der Ölgewinnung in Be 
tracht kamen, benutzte man auch noch die Samen des Mohns, 
Hanfes, der Sonnenblumen und des Leindotters, sowie die Buch 
eckern, Wallnüsse, Haselnüsse und andere Früchte mehr, um 
daraus, wie der technische Ausdruck lautet, „Öl zu schlagen“. 
Über die Menge der aus dem Anbau dieser Ölgewächse für die 
Verarbeitung zur Verfügung stehenden Samen und Früchte 
liegen leider bei der Mangelhaftigkeit der damaligen Statistik 
so gut wie gar keine Nachrichten vor, da sich die wenigen vor 
handenen Angaben nur auf einige Provinzen beschränken. Aller 
dings versucht Krug in seinen „Betrachtungen über den National 
reichtum des preußischen Staates“ die Menge der jährlich zur 
Aussaat gelangenden Leinsaat festzustellen. — Wenn man nun 
auch aus diesen seinen Angaben berechnen kann, daß in jener 
Zeit in Preußen ca. 200000 ha mit Lein bestellt wurden, so sind 
diese Zahlen doch mit äußerster Vorsicht aufzunehmen, da Krug 
in allen Fällen, wo es ihm an tatsächlichen Unterlagen fehlte, 
zu Schätzungen seine Zuflucht nahm, denen naturgemäß nur ein 
beschränkter Wert beigemessen werden kann.
	        
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