Full text: Die Geldvermehrung im Weltkriege und die Beseitigung ihrer Folgen

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Verträge nur auf sehr kurze Fristen abschließen, hängt es natürlich 
von den jeweiligen Angebots- und Nachfrageverhältnissen ihrer 
speziellen Leistungen bzw. der von ihren Arbeitgebern verkauften 
Produkte ab, inwieweit sie höhere Preise für ihre Leistungen durch 
sehen können. Dabei sind die verschiedensten Abstufungen vom 
reinen Monopolpreis bis zum völligen Konkurrenzpreis möglich. 
Da die Inflation meist in Kriegszeiten eintritt, wo gerade von den 
Lohnarbeitern besonders viele militärisch in Anspruch genominen 
werden, sind hier auf Grund von Arbeitermangel sehr starke Lohn- 
steigerungen möglich, wie wir sie im Kriege vor aller» in den Rü 
stungsindustrien, aber auch bei den Löhnen ungelernter Arbeits 
kräfte und von Ersaharbeitern gesehen haben. (Das gleiche gilt 
für alle selbständigen Lohngewerbe, Reparaturarbeiten, selb 
ständige Dienstleistungen u. dgl.) 
Bei den Arbeitsgewinnen endlich, wie ich sie nenne, den 
nicht fest bedungenen Einkommen der Leistungsgewerbe, der liberalen 
Berufe, Künstler, Ärzte, Rechtsanwälte, Schriftsteller, sowie der 
Agenten, Vermittler usw. kommt auch in Betracht, welche Nach 
frage nach ihren Leistungen unter Berücksichtigung ihrer persön 
lichen Tüchtigkeit und ihres Rufes besteht. 
Am nreisten Vorteil haben von der Inflation diejenigen 
Warenverkäufer, die in solchen Zeiten der Preisveränderungen die 
Objekte steigender Nachfrage am frühesten und richtig erkennen und 
sie sich durch Bestellungen und Aufträge rechtzeitig sichern, also 
das bewegliche Kapital, der Landet im allgemeinen, besonders 
aber natürlich der spekulative Handel, der sich heute auf diese, 
morgen auf jene Ware wirft. Daneben natürlich die speziellen 
Kriegsindustrien, zu denen heute die verschiedensten Produktions 
zweige, nicht zum wenigsten z. B. auch die Lederindustrie, gehören. 
Am meisten Nachteil haben von der Inflation, wie gesagt, außer 
den Beanrten die Bezieher bedungener Kapitaleinkommeir, Renten, 
a lfo Gläubiger, während z. B. Aktionäre als Anternehmer an den 
Gewinnen, die sich aus dem Warenverkauf ihrer Unternehmungen 
ergeben, Anteil haben. Lier zeigt sich die Anmöglichkeit der noch 
beliebten Konstruktion, die Aktionäre als Gläubiger, das Aktien- 
wesen statt als Beteiligung als ein Kreditverhältnis aufzufassen. 
Bei den Verhältnissen in Deutschland im Weltkrieg ist zu be 
rücksichtigen, daß die verschiedenen Einkommenssteigerungen, die 
bei uns zu verzeichnen waren, natürlich in erster Linie auf den
	        
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