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Bei allen Gütern, die von mehreren gekauft werden, ist der
Konkurrenzpreis auch gleichzeitig Grenznutzen minus tausch
wirtschaftlicher Grenzertrag, d. h. die letzten Konsumenten schätzen
das Gut so niedrig, daß sie sich die Frage: Konsum- oder Kapital-
bildung vorlegen, also ebenfalls nur den tauschwirtschaftlichen
Grenzertrag als Konsumertrag erzielen. Äier gibt es also keine
obere und untere Preisgrenze, sondern einen einheitlichen, für alle
geltenden Preis. Letzten Endes sind also immer Nutzenschätzungen
der Konsumenten Bestimmungsgrund der Preise, einmal für die
Güter selbst, die sie sich zu diesem Preise kaufen können, dann
für die Güter, die man sich mit dem Ertrage aus dem Verkauf
jener beschaffen kann, ohne den man das Angebot aus die Dauer
nicht fortsetzt. —
Mit einer richtigen Preistheorie ist eigentlich auch die Theorie
des Einkommens schon erledigt. Denn alle Einkommen sind
entweder selbst Preise oder aus Teilen von Preisen zusammen
gesetzt. Die technisch-materialistische Wirtschastsaufsaffung aber er
klärt die Einkommen nicht aus der Preisbildung, weil sie eben
diese auch nicht erklären konnte, sondern sie hatte dafür die sogenannte
Verteilungslehre. Diese ist aus der geschichtlichen Entwick
lung der ökono»rischen Wissenschaft zu erklären, sie rvar ein Er
gebnis der Frage rrach denr Volksreichtum, aus der die ganze
ökononrische Wissenschaft entstanden ist, rurd der darauf wieder
beruhenden „volkswirtschaftlichen Betrachtungsweise". Konnte
nran die ganze sogenannte „Volkswirtschaft" allenfalls noch als
eine gemeinsame Wirtschaft inr Sinne der bisherigen tech
nischen Auffassung, also als eine Produktionsgemeinschaft an
sehen, in der die durch Zusammenwirken aller hergestellten Pro
dukte verteilt werden, so war diese technische Auffassung doch un-
möglich, sobald man den Verteilungsgedanken auf die in einer
einzelnen Unternehmung zusammenwirkenden „Produk
tionsfaktoren" anwendete. Denn hier werden eben rächt Pro
dukte, sondern Geldsummen „verteilt". Daher das Durchein
ander des Erlragsbegriffs selbst in den neuesten Lehrbüchern, der
bald Produkte, bald Geldsummen bedeutet, welch letztere dann rrach
der sogenannten subjektiven Wertlehre noch Wertausdrücke sein sollerr.
In der Einkommenslehre wird es eben ganz unmöglich, was die
Grundlage aller bisherigen Wirtschaftstheorie ist, hinter dem „Geld
schleier" nur die technischen Vorgänge der Produktion zu sehen.