Full text: Die Geldvermehrung im Weltkriege und die Beseitigung ihrer Folgen

Daher ist auch für die ganze Volkswirtschaft der Verteilungs- 
gedanke ebenso unmöglich wie innerhalb der einzelnen Unterneh 
mung. Denn er besagt ja an sich auch noch nichts über die Gründe 
und Gesichtspunkte, nach denen sich die angebliche Verteilung 
vollzieht. Für diese gilt in der ganzen bisherigen Theorie die 
sogenannte Zurechnungslehre, die die Einkommen durch Zu 
rechnung auf die einzelnen Produktionsfaktoren erklären will. 
In Wirklichkeit sind natürlich alle Gelderträge und Ein 
kommen, auch die mit Gütern entfernterer Ordnung erzielten, 
nicht durch irgendwelche Zurechnung auf die „Produktionsfak 
toren" zu erklären, sondern als Preise, nämlich als bedungene 
Erträge, die selbst Preise sind, entstanden aus der Vermietung 
von Arbeitsleistungen, von Boden, Sachgütern oder Geldsummen 
(Kapital), oder als Gewinne, die aus Preisen bei dem Verkauf 
von Gütern entstanden sind. Durch meine Theorie der verschiedenen 
Tauschkonstellationen, wie ich sie einstweilen in dem Aufsatz: Mono - 
pol- und Konkurrenztheorie im „Archiv für Sozialwissen 
schaft", Band 41, gegeben habe, kann man dann die verschiedene 
Höhe der Einkommen erklären. — 
Welche Rolle spielt nun in dem so in aller Kürze geschilderten 
Mechanismus der Preis- und Einkommensbildung das Geld? 
Die bisherige Definition des Geldes als allgemeines Tausch 
und Zahlungsmittel ist zwar nicht gerade falsch, erklärt 
aber gar nichts von dieser Rolle. Dagegen ist die andere Bezeich 
nung des Geldes als „Wertmaßstab" oder „Wertverglei 
chungsmittel" im höchsten Maße irreführend und beruht auf 
den grundlegenden Irrtümern der bisherigen Wirtschaststheorie, 
die immer von der Feststellung irgendeines Wertes der Güter 
ausging. Das ist eine Verwechslung mit dem Preise. Die Preise 
und überhaupt alle Geldausdrücke sind aber niemals der Ausdruck 
eines subjektiven Wertes; denn dafür gibt es überhaupt keinen 
Ausdruck. Niemand, der einen Rock für 50 Mark kauft, schätzt 
ihn gleich 50 Mark; wenn zwei Leute für einen gleichartigen 
Gegenstand denselben Preis bezahlen, ist nick)t gesagt, daß sie ihn 
gleichschätzen, Wertschätzungen verschiedener Personen lassen sich 
überhaupt nicht vergleichen; und wenn ich für verschiedene Gegen 
stände je gleichviel bezahle, z. B. 20 Mark, so ist damit doch nicht 
im entferntesten gesagt, daß ich sie gleichschätze. Das sind sehr 
einfache Wahrheiten, die man mit ein wenig Beobachtungsgabe 
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