Full text: Die Geldvermehrung im Weltkriege und die Beseitigung ihrer Folgen

des deutschen Papiergeldes im Weltkriege könne doch keinen nennens- 
werten Einfluß auf die Preise ausgeübt haben angesichts der vielen 
Lunderte von Milliarden (1916 1200 Milliarden), die allein durch 
die Reichsbank jährlich umgesetzt würden. Auf diese Umsätze im 
Kapitalienverkehr kommt es gar nicht an. Die Preise aller Kosten 
güter und aller Ertragswerte verkörpernden Effekten leiten sich doch 
nur aus den Preiset» der Genußgüter ab. Diese werden aber aus 
den Einkommen gekauft, und daher darf die Vermehrung der 
realen Zahlungsmittel und des Geldes überhaupt nicht mit den 
gesamten Umsätzen in der gesamten Volkswirtschaft, sondern nur 
mit den auf 40 bis 45 Milliarden Mark zu schätzenden jährlichen 
Erträgen und Einkommen im deutschen Wirtschaftsleben in 
Beziehung gesetzt werden. Daß hierauf eine Summe von 2 Mil 
liarde»» Mark, um die gleich in den ersten Wochen des Krieges 
unsere Geldmenge vermehrt wurde, »veil man auf Grund der 
Deckungsbestiminungen gla»»bte, das ungestraft tun zu könne»», schon 
»»icht ganz ohne Einfl»»ß bleiben konnte, ist anzunehme»», tveni» eben 
dainit neue zusätzliche, »licht a»»s dem Tauschverkehr entstandeire Er 
träge und Einkornine»» geschaffei» wurden. Und das war der Fall, 
sotveit die ausgegebenen Banknoten oder Darlehenskaffenscheine 
nicht zur Bezahlung zurückfließender Gold»nü»»zen, sondern zum 
Ankatlf von Pferde,», Automobilen u. dgl. dienten. Diese Wir- 
kul»g auf die Preise mußte eintrete»», ganz einerlei, wie die Deckung 
des Geldes durch Gold oder andere Deckungsmittel war. 
Erst recht »»nterliegt es keine»n Zweifel, daß die Geldvermeh- 
rung um etwa 10 bis 12 Milliarden Mark, wie wir sie 1917 hatte»», 
durch die Schaff»»ng künstlicher Kaufkraft ganz unabhängig von der 
Gold- oder sonstigen „Deckung" die inländischen Preisverhältnisse 
höchst ungünstig beeinflußt haben i»»uß. Wenn auch Mangel an 
Arbeitskräften, Rohstoffen und Lebensmitteln und die dadurch 
notwendig gewordenen Umstellungen der ganzen Volkswirtschaft 
den größten Anteil an den starken Steigerungen der meiste»» Preise 
in Deutschland haben, so kann doch ein Einfluß der gewaltigen 
Geldvermehrung »»icht geleugnet werden, wenn er sich auch nicht 
zahlenmäßig feststellen läßt. Aber man muß erkennen, sie »virkt 
nicht automatisch, etwa durch Verminderung des Vertrauens zum 
Gelde, sondern sie wirkt nur durch die Einkommen. U»»d vor allem 
muß man erkennen, daß es nicht allein die Vermehrung der realen 
2ahlu»»gsmittel ist, die preissteigernd wirkt, so daß »veder eine 
Lief mann, Die Geldvermehrung im Weltkriege k 81
	        
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