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heit festgestellt werden kann, ist immerhin eine relativ harmlose
und zweckmäßige Art der Anpassung der Zahlungsmittelvermehrung
an den Verkehr in normalen Zeiten. Jedenfalls ist sie zweckmäßiger
als die in den heutigen Bankgesetzen an erster Stelle stehende Bank
notenausgabe auf Gold. Auf die Deckung, die die bisherige
Geldlehre immer allein im Auge hat, kommt es dabei gar nicht an;
käme es das, dann wäre ja die Erlaubnis, ein Mehrfaches der
Golddeckung ausgeben zu dürfen, ganz sinnlos. In kritischen Zeiten
wird die Goldeinlösung ja doch aufgehoben. Aber die Golddeckung
ist unzweckmäßig, weil bei ihr durch das Institut der freien Prä
gung die Entscheidung über den inländischen Amlauf an Zahlungs
mitteln überhaupt dem Inlands aus der Land genommen und in
die Lände des Auslandes, nämlich der Goldproduktions
länder, gelegt ist. Diese können damit beliebig viel Gold ins In
land bringen und, wie wir jetzt wissen, durch diese Geldvermehrung
im Inlande die Preise steigern. Die Lerrschaft über den größten
Teil der ungeheuer gestiegenen Goldproduktion ist also für England
ein Mittel, in anderen Ländern, die ihm durch billigen Export eine
unangenehme Konkurrenz machen könnten, durch starkes Gold
angebot daselbst die Preise zu steigern. Denn auch wenn der An
kauf von Gold etwas kostet, d. h. letzten Endes mit den Produkten
der inländischen Arbeit bezahlt werden muß, so kann doch aus diese
Weise die Vermehrung der Zahlungsmittel übermäßig gesteigert
werden.
Es gehört das ganze Anverständnis der aus den: Boden des
Metallismus stehenden bisherigen Geldpolitik dazu, in dieser Weise
ein Land zu verpflichten, eine Ware in unbegrenztem Amfange
vom Arisland ganz nach dessen Belieben zu überrrehmen, wie es
bei der freien Prägrmg zugunsten vor allem Englands geschieht,
diese Goldzufuhr womöglich noch mit allen Mitteln zu erstreben
und damr zu glauben, daß nran ohne Einwirkung auf die Preise
daraufhin womöglich noch ein Mehrfaches an Banknoten aus
geben dürfe.
Ganz anders als die Banknotenausgabe auf gute Waren
wechsel ist aber eine solche auf Grund von Finanzwechseln des
Staates zu beurteilen, wie sie in verschiedenen Formen in allen
kriegführenden Ländern die Lauptgrundlage für die Beschaffung
der laufenden Kosten der Kriegführung bildet. Dabei ist es für den
Einfluß auf die Preise ganz gleichgültig, wie groß der Kredit