XII
Begleitwort.
Beispiel dafür, was alles an Kritik gegenüber der herrschenden Theorie
möglich und wohl auch heute noch geboten wäre. Vorläufig aber
harren viel dringendere Aufgaben ihrer endlichen Lösung.
Der erste Aufsatz, „Über die Grundbegriffe in der National
ökonomie“, war bereits 1900 als meine Habilitationsschrift gedruckt.
Er arbeitet gleich in voller Breite jenen methodologischen Tatbestand
heraus, gegen den sich die erkenntniskritischen Zweifel von der Art
der „Kritischen Wertfrage“ kehren. Einfacher könnte dieser Tatbestand
gar nicht sein als ihn meine Kritik hervorzieht; was auch nur darum
mit einer so befremdenden Umständlichkeit geschehen mußte, weil hier
tatsächlich ein blind Selbverständliches „sehenden Auges“ zu würdigen
war. Jener Kreis vorgegebener Worte, die als „Grundbegriffe“ zu
Richtpunkten der theoretischen Denkbewegung werden — das ist der
ganze Tatbestand! Er ist auch leicht gedeutet. In Gestalt unserer
Theorie, wie sie ist, sucht eigentlich nur die schlichte Alltagskenntnis
vom Wirtschaftsleben dadurch zu Wissenschaft umzuwenden, daß diese
Wissenschaft gleich von der Alltagskenntnis die gebräuchlichsten Werk
zeuge des begrifflichen Denkens übernimmt — „Wirtschaft“, „Wert“,
„Gut“, „Vermögen“, „Kapital“, „Preis“, „Zins“, „Rente“, „Geld“ usf.
Zusammen ist es ein lockerer Verband von Worten, die schon im All
tag ebenso häufig verwendet werden, als sie dabei beweglich in ihrem
Sinn bleiben. Diese Worte spielen aber nun innerhalb der aufwachsenden
Fachwissenschaft die Rolle der „eingeborenen Fachausdrücke“. Das
ist der einfache Sachverhalt und von ihm bildet sich eine Methodologie
überhaupt bloß in der verkümmerten Weise aus, daß man diese Worte
eben ohne weiteres als die „Grundbegriffe“ der Disziplin erachtet und
darnach auch behandelt. Gerade die Forschung, die dem praktischen
Erfolg nach grundlegend an der Theorie arbeitet — ohne sich dessen
vielleicht ganz klar zu sein — setzt allemal bei diesen Worten ein, im
blinden Glauben an den Zwang, auf diese Weise die „Grundbegriffe
bestimmen“ zu müssen. Mittelbar entspringt hier demnach alle Theorie
aus dem Anstoß, den diese bloßen Worte dem theoretischen Denken
geben. So strahlt von dem Worte „Wert“ die ganze „Wertlehre“ nicht
anders aus, wie von anderen dieser Grundworte her etwa die „Lehre
vom Kapital“, oder die „Lehre von der Rente“, usf. Das theoretische
Denken unseres Faches gibt sich damit aber den ungeprüften Einflüssen
preis, die von diesen Worten ausgehen. Diesen bloßen Worten, und
nur weil sie zufällig die bräuchlichsten Werkzeuge des Alltagsdenkens
in der gleichen Richtung sind, ihnen fällt die Gewalt über die Gedanken
führung der Theorie zu 1 Offenbar ist es eine ganz unbefugte Rolle,
die hier eine Anzahl hergelaufener Worte gegenüber dem wissen