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Begleitwort.
Schrift darlegen können. Von meinen „Formeln“ her jedoch, und weil
ich in der Wirtschaft von jeher eine Teilgestaltung des menschlichen
Zusammenlebens sehe, von daher rührt es wohl, daß man mich selber
gelegentlich aus der Nationalökonomie in die Soziologie hinauslobt.
Hiermit war schon das engere Thema gefunden. Seine Durchführung
aber stellte sich wie von selber in das Zeichen der erkenntniskritischen
Wende: „Freiheit vom Worte“ 1
Den Beginn macht ein Schattenbild der neuen Theorie, an die
Wand der alten geworfen, so daß die Abstände zwischen beidem hervor
leuchten. Die neue Theorie kündigt sich als eine Leistung des gesunden
Menschenverstandes an, wobei es aber den Ausschlag gibt, daß sich
das Denken freiringt von der erkenntnisbeugenden Macht des Wortes.
Scharf wird die Abkehr von dem „güterseligen“ Charakter und der
„erwerbswirtschaftlichen“ Verbiegung der hergebrachten Theorie betont,
was ja einig geht mit der Auffassung der Wirtschaft als Leben. Hat
dies nun mit Soziologie etwas zu tun? Das Vorgehen dabei ge
winnt allerdings den Sinn einer „soziologischen Methode“. Aber damit
will ich bloß sagen, es bewährt sich in diesem Vorgang die innere
Einheit aller Wissenschaften, die sich dem höchsten Vorwurf aller Er
fahrungswissenschaft gemeinsam zuwenden, dem menschlichen Zusammen
leben. Auch damit ist zwar dem „Schrei nach der Synthese“ noch nicht
genügt, der Fachwissenschaft bleibt dies überhaupt verwehrt; aber der
Synthese zugänglich erhält sich dann auch die nationalökonomische
Erkenntnis, in jenem höheren Sinn, daß sie ihren Part in der großen
Sinfonie der Erkenntnis richtig spielt. Nur als eine Soziologie selber
darf diese erkenntniskritisch geläuterte Theorie nicht verkannt werden,
auch nicht als „Soziologie der Wirtschaft“, deren ganz anderen Typus
Max Weber festgelegt hat. Klipp und klar ist es Wirtschaftslehre, und
zwar wurde hier erstmals diese Theorie neuer Haltung als „Allwirt
schaftslehre“ eingeführt. Denn was sie zugleich mit den Fesseln
der Wortherrschaft abstreift, ist die Eingebundenheit in das Besondere
heutiger Wirtschaftsweise. Grundwesentlich ist sie nicht auf diesen ein
zelnen „Fall“ zugeschnitten, bleibt vielmehr der Wirtschaft aller Zeiten
und Völker als Theorie gewachsen.
Die Verneinung der Soziologie in eigener Sache war noch damit
zu bekräftigen, daß ich zeigte, wo man dagegen mit Fug und Recht
von Soziologie reden darf. Mehrfach ist dies möglich, es gibt der Fach
wissenschaften mit dem vollen Anrecht auf diesen so viel mißbrauchten
Namen unzweifelhaft mehrere; gleich zwei von ihnen haben sich der
unvergleichlichen Pflege von seiten Max Webers erfreut. Zuletzt läßt
sich auch eine „Soziologie als Erkenntnislehre“ verfechten. In ihr lebt