XXXII
Begleitwort.
„Wirtschaft als Leben“ spricht ja die Sammlung bloß ein Schlagwort
der Verheißung aus. Es kommt aber auf die Erfüllung an. Wenn
Methodologie ohne Forschung schier unerträglich anmutet, so wäre
Erkenntniskritik ohne Forschung schier unverantwortlich. Aber ich
will es durchaus verantworten, daß ich im engeren Fach der national
ökonomischen Theorie nur als Kritiker an die Öffentlichkeit getreten
bin. Das Buch rein „positiven“ Inhalts, dessen Erscheinen ich schon
vor geraumer Zeit ankündigte, ist überhaupt nur im Zuge dieser jahr
zehntelangen Kritik möglich geworden. Von ihm aus läuft der geistige
Zusammenhang buchstäblich durch alle die hier gesammelten Arbeiten
zurück, bis zur ersten Zeile, die ich für die Öffentlichkeit geschrieben habe.
Selbstbesinnung auf unseren Gebieten macht aber gerade die
Theorie recht bescheiden. Es darf also nicht Wunder nehmen, wenn
bei so viel Erkenntniskritik schließlich recht wenig an Theorie heraus
kommt, schlichte, anspruchslose Theorie. Tatsächlich geht da ein
Aderlaß an Theorie vor sich — denn mit der errungenen Selbstbe
sonnenheit ist es vorbei mit all dem Wust jener Theorie, die sich im
besten Glauben selber was Vormacht und mit viel Lärm taube Nüsse
knackt. In den Schicksalswissenschaften steht nun einmal der em
pirischen, der Forschung in Tatsachen die Vorhand zu. An sie lehnt
sich auch die Theorie an, um zu ihren letzten Ergebnissen zu gelangen.
Nur bei ihrem ersten Einsatz bleibt die Theorie auf sich selber ge
stellt, beim Ausgang vom Grundproblem I Sie nimmt dann bloß an
der Gemeinen Erfahrung ihren Rückhalt, ihr Gedankengang folgt der
Spur des vernunftmäßig Selbstverständlichen. Die Darlegung dieser
schlichtesten Theoreme, die zugleich die grundlegenden bedeuten, muß
aber notwendig den Anfang machen. Kraft ihrer Artung behaupten
sie sich inhaltlich ohne Rücksicht auf Zeit und Ort, sie gelten immer
und überall, als der unwandelbare Vernunftgehalt alles Wirtschaftslebens
überhaupt. Darum faßt alle diese Grundlehren unserer fachlichen Theorie
das Schlagwort zusammen: „Ewige Wirtschaft“! So nennt sich
auch das kommende Buch, als der erste Schritt der Erfüllung.
Kiel, Frühjahr 1925.
Friedrich v. Gottl-Ottlilienfeld