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»Der Wertgedanke“,
Wissenschaft überhaupt? Nein und Ja. Mit Willen werde ich es nach
aller Möglichkeit vermeiden, die Ergebnisse der Untersuchung über
andere Gebiete hin zu verallgemeinern. Meine Kritik gilt nur dem
erwähnten Gebiete und will mit ihm allein abrechnen. Ich kann es
aber nicht verhindern, daß sich die Verallgemeinerungen ganz von
selber nahelegen. Gewisse Dinge, wenn sie erst einmal ausgesprochen
sind, bedürfen gar nicht meiner Absicht, sie zu verallgemeinern; sie
werden es selber besorgen.
Um etwas seltsam zu finden, da handelt es sich um einen Ein
druck, den dieses Etwas auf uns macht. Diesen Eindruck möchte ich
nun — in bezug auf die sogenannte Wertlehre — sowohl jenen zu
führen, die ihn noch nicht haben können, als jenen, die ihn nicht
mehr haben.
Ich beginne mit der Annahme, daß sich ein Außenstehender über
das fragliche Gebiet informieren wolle; zunächst nur im allgemeinen und
aus zweiter Hand. Der Zufall bringt ihm da nacheinander zwei Stellen
zu. Die eine, und gerade jene methodologischer Färbung, einem In
tellekte entsprungen, dem eine mächtig aufgeblühte Richtung in unserer
Wissenschaft ihre erkenntnistheoretische Begründung verdankt; die
andere, ein knapper Bericht, von einem der gründlichsten Kenner der
Literaturgeschichte dieser Gebiete herstammend:
„Die Lehre vom Wert ist für die nationalökonomische Wissenschaft
von fundamentaler Bedeutung.“
(Knies, D. nat. L. v. W. Tbgr. Z. n. B. S. 421.)
In der Lehre vom Wert — ist beinahe alles streitig, von den Benennungen
angefangen.“ (Zuckerkandel, Z. Th. d. Preises, Leipz. 1889, S. 10.)
Kann man voraussetzen, daß der Betreffende mit Gleichmut darüber
hinwegliest? Wird er finden können, daß sich das besonders schön
zusammenreimt ?
Man wird mir Vorhalten, daß ich jene beiden Stellen mit offener
Tendenz gegeneinander setze. Gewiß; aber in ihrem Gegenüber werden
sie doch um keinen Grad weniger stichhaltig, nur um viele Grade kenn
zeichnender! Übrigens könnte jener auch auf Stellen kommen, wo
beides, sowohl die Anerkenntnis der hohen Wichtigkeit der „Wertlehre“,
als auch die Klage über das Übermaß an Streit und Widerspruch in
ihr, gleich in einem Atem ausgesprochen wird. Ich greife nur zwei
Aussprüche heraus von sehr berufenen Seiten:
„Die Lehre vom Wert steht sozusagen im Mittelpunkt der gesamten
nationalökonomischen Doktrin. Fast alle wichtigen und schwierigen Pro
bleme, zumal die großen Fragen der Einkommensverteilung, der Grundrente,