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,Der Wertgedanke“,
zu betätigen sucht, in eine trostlose Wirbelbewegung hineingerissen
wird, die gar keinen eigentlichen Fortschritt kennt, geschweige ein ge
deihliches Ende.
Ganz anders aber, wenn man sich herbeiläßt, diese Dinge seltsam
zu finden. Wenn also das Denken stutzig wird und innehält, um
nachsinnend über diesen Dingen zu verweilen. Dann richten sich wie
von selber Fragen auf, an die sonst niemand denken würde, und die
trotzdem nach ihrer Antwort lechzen.
Zu einer Frage würde wohl zunächst die Anschauung umkippen,
daß es eine „Werttheorie“ sei, was der „Wertlehre“ zum Heil ge
reichen soll. Aber man wird leicht gewahr, daß sich da erst eine
viel weitergehende Frage vorschiebt. Die Frage, die jenen blinden
Glauben gutmachen will, und lautet: Ist der Zustand der „Wertlehre“,
wie sie ist, ein dauernd notwendiger, oder läßt er sich be
heben?
Ob er ein dauernd notwendiger sei. Darüber wird nämlich
kein Zweifel bestehen, daß unter den gegebenen, unter den Umständen,
die bisher obwalteten, der Zustand der „Wertlehre“ ein notwendiger
sei. Hier die Ursachen aufdecken, würde schon dem Nachweise gleich
kommen, daß es sich so und nicht anders gestalten mußte. Das liegt
ja im Wesen der ursächlichen Erklärung. Jedoch erklären, weshalb
etwas so gekommen ist, und damit unter Einem beweisen, daß es nur
so und nicht anders kommen konnte, das heißt noch keineswegs be
weisen, daß es auch in aller Zukunft so bleiben muß. In dieser Hin
sicht ist der Beweis oder auch der Gegenbeweis erst noch zu er
bringen. Und gerade dahin richtet sich die Spitze unserer Frage.
Diese Frage berührt es daher auch gar nicht, wenn hier und da
versucht wurde, den Zustand der „Wertlehre“ ursächlich zu erklären.
Mittelbar hat dies A. L o r i a getan („La teoria del valore“, siehe darüber
das Referat von Dietzel, Tübgr. Zschft. 1882), indem er der geschicht
lichen Entwicklung der „Wertlehre“ erklärend folgt. Er übertreibt
jedoch die richtige Anschauung, daß alle Erkenntnis unter der Be
dungenschaft von Zeit und Ort steht, wenn er im Geiste seiner Er
klärung in der „Wertlehre“, wie sie ist, nur eine Bestätigung des Satzes
erblickt: „Jeder historischen Epoche entspricht mit Notwendigkeit eine
ganz bestimmte Werttheorie“ S. 65. Sicher wird niemand bestreiten
wollen, daß viel Gegensatz der Meinungen, viel Verschiedenheit der
Ansichten innerhalb der sogenannten Wertlehre sich herleite aus dem
Wechsel der zeitlich-örtlichen Bedingungen, unter denen die einzelnen
„Beiträge“ erfolgen. Aber wohin mit den Widersprüchen — um nur
dies zu erwähnen — die zwischen den „Werttheorien“ selbst von Zeit-