94 Dritter Abschnitt. Einfluß des Konjunkturwandels und der Krisen.
Es soll dabei der Zeitraum von 1896—1913 betrachtet werden.
Wir haben oben gesehen, daß in diesen Zeitraum drei Hausse- und
drei Depressionsperioden fallen. Die Kriegszeit und die Nachkriegs
zeit zeigen, wie oben dargelegt, so anormale Verhältnisse auf allen
Gebieten, daß sie mit dieser Entwicklung der Vorkriegsjahre nicht in
Vergleich gesetzt werden können.
Es ist dabei, wie schon einmal hervorgehoben, zu beachten, daß
Hausse- und Depressionsperioden keineswegs in sich etwas durchaus
gleichartiges sind. Sie können in verschiedener Stärke und verschie
dener Ausdehnung auch auf verschiedenen Gebieten des Wirtschafts
lebens auftreten. Auch eine Einteilung nach Jahren, wie sie im fol
genden nicht zu vermeiden ist, deckt sich fast niemals restlos mit dem
zeitlichen Wandel, welchen die Konjunktur durchmacht. Denn solche
Änderungen in der Konjunktur können auch in der Mitte des Jahres
oder zu einem anderen Zeitpunkte desselben eintreten. Mit dieser
Einschränkung will die folgende Reihe, in welcher sich die Jahre der
Hochkonjunktur und die Jahre der Depression genannt finden, be
trachtet werden.
der Hochkonjunktur
Jahre der
Depression
1897
1906
1900
1908
1898
1907
1901
1909
1899
1910
1902
1913
1904
1911
1903
1905
1912
Mit dem .eben Gesagten hängt es dann auch zusammen, daß man
im einzelnen Falle verschiedener Meinung sein kann, ob man ein
solches Kalenderjahr als ein Jahr der Hochkonjunktur oder De
pression bezeichnen will.
Will man die Hauptunterschiede der wirtschaftlichen Verhält
nisse eines Landes in den Zeiten der Hochkonjunktur und Depression,
wie sie im folgenden an den verschiedensten Symptomen dargestellt
werden sollen, noch einmal kurz charakterisieren, so kann man zu
sammenfassend sagen, daß in der Hochkonjunktur das Wirtschafts
leben auf das Stärkste pulsiert. In allen Teilen der Wirtschaft
herrscht das größte Vertrauen in die weitere Entwicklung, die Ge
schäfte gehen gut, alle Unternehmungen sind bis an die Grenze ihrer
Leistungsfähigkeit angespannt und sind vielfach gar nicht in der
Lage, die Masse der eingehenden Bestellungen zu bewältigen. Zahl
reiche Neugründungen, große Produktionserweiterungen gehen vor
sich, die Preise ziehen an, die Kurse der Industriepapiere gehen in
die Höhe, Gewinne und Löhne steigen. Es ist vielfach wie ein Taumel,