Full text: Einführung in das Studium der Konjunktur

148 Dritter Abschnitt. Einfluß des Konjunkturwandcls und der Krisen. 
von Einfluß sein, auch solche, die außerwirtschaftlicher Natur sind 
oder mit den Konjunkturverhältnissen nichts zu tun haben. Es sei 
hier nur auf politische Störungen, oder auf Gegensätze handels 
politischen Charakters, wie Zollkriege, oder Schwierigkeiten beim 
Abschluß von Handelsverträgen, hingewiesen. Die Bedeutung solch 
politischer Faktoren beruht in ihrem Einfluß auf die wirtschaftliche 
Entwicklung eines Landes, welche davon günstig oder ungünstig be 
rührt werden kann. Letzten Endes ist es also doch auch hier wieder 
die Konjunktur, die, wenn in einem solchen Falle auch nur mittelbar, 
die entscheidende Rolle spielt. 
Wesentlich stärker aber für die Entwicklung der Kurse, vor allem 
derjenigen der Dividendenpapiere, und damit auch für den ganzen 
Handel in diesen, ist der unmittelbare Einfluß der Konjunktur. Hängt 
doch von dieser, wie wir gesehen haben, letzten Endes das Er 
trägnis der industriellen Unternehmungen und damit auch dasjenige 
der Dividendenpapiere ab. Wenn sich die Konjunktur in aufsteigender 
Linie bewegt, so muß das gleiche bei den Kursen dieser Industrie 
papiere der Fall sein, und umgekehrt. In diesem Sinne ist aber 
nicht allein der tatsächliche Gang der Konjunktur nach unten oder 
oben wirksam, sondern aus spekulativen Gründen spielen auch die 
Erwartungen die Meinungen, welche man in Börsenkreisen über den 
voraussichtlichen Gang der Konjunktur hat, für die Kursentwicklung 
ebenfalls ein© überaus wichtige Rolle. 
Es gibt Gruppen an der Börse, welche mit einem Steigen oder 
Fallen der Kurse rechnen, und diese Erwartungen kommen hier in 
den allerverschiedensten Formen zum Ausdruck. Der Grundgedanke 
dieses spekulativen Elementes ist der, das gekaufte Wertpapier später 
mit Gewinn weiter zu veräußern. Je nach der Art des Geschäftes 
kann ein solcher Gewinn bei steigenden oder sinkenden Kursen ein- 
treten. Es gibt eine Spekulation ä la Hausse und eine solche ä la 
Baisse. Die einfachste Form der ersteren ist diejenige, welche sich 
in dem sogenannten Kassageschäft vollzieht. Durch Vermittlung 
eines Maklers erwirbt der Käufer an der Börse ein solches Wert 
papier. Tritt eine Kurssteigerung ein, glückt also die Spekulation, 
dann kann er es später mit Gewinn Weiterverkäufen, oder, wenn er 
es behält, so hat der Käufer, wenn der Ertrag des betreffenden 
Unternehmens steigt, eine entsprechend höhere Realverzinsung. 
Nicht weniger wichtig als dieses Kassageschäft ist in diesem 
Zusammenhänge das Termingeschäft. Gegenstand dieses Ge 
schäftes ist die Lieferung einer bestimmten Menge von Waren oder 
Wertpapieren einer Gattung, zu einem bestimmten Preise oder Kurse. 
„Käufer und Verkäufer spekulieren darauf, daß bis zum Erfüllungstage
	        
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