2. Die private Unternehmung im Wandel der Konjunktur.
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auch bei gleichbleibenden Preisen eine Verringerung des Absatzes,
einen erheblichen Gewinnrückgang, welcher unter Umständen größer
sein kann, als derjenige ist, welcher bei Preiszugeständnissen einen
größeren Absatz ermöglicht. Die folgende Zusammenstellung hat die
Aufgabe, diesen einfachen Zusammenhang an einem frei gewählten,
schematischen Beispiel kar zu machen.
Größe der Produktion in Tonnen:
Größe der Produktion in Tonnen:
Kosten pro Tonne in Mark .
j f Preis pro Tonne in Mark . .
1 Gewinn (-J-) Verlust (—) in Mark
../Preis pro Tonne in Mark . .
\ Gewinn (+) Verlust (—) in Mark + 100000
100000
80000
60000
40000
8
10
12
14
12
12
12
12
+ 400000 +160000
0
— 80000
9
10
11
12
+100000
0
— 60000
-80000
Die Gruppe I soll die Sachlage während der Hausse, die
Groppe 11 während der Depression darstellen. Das Schema ist so auf
gebaut, daß mit abnehmender Produktion von 100000 auf 40000
Tonnen die Produktionskosten pro Tonne von 8 auf 14 Mark an-
steigen. Es ist ferner angenommen, daß bei einer entsprechenden Ein
schränkung der Produktion höhere Preise erzielt werden können,
während dagegen bei einem Preisrückgang bis auf 9 Mark die Tonne,
der alte Absatz aufrecht erhalten werden kann.
Man sieht, daß es unter den genannten Voraussetzungen für das
betreffende Unternehmen in der Depression rentabler ist, die Tonne
zu 9 Mark, anstatt zu 12 Mark zu verkaufen, da in dem ersten Falle
der alte Absatz aufrecht erhalten bleibt, während er in dem zweiten
Falle so stark zurückgeht, daß die Kosten von 8 auf 14 Mark steigen.
Unter den gemachten Voraussetzungen ergäbe sich bei einem Ver
kaufspreis von 9 Mark immer noch ein Gewinn von 100000 Mark,
während bei einem Verkaufspreis von 12 Mark infolge der ge
stiegenen Kosten ein Verlust von 80000 Mark für das Unternehmen
einträte. Auch dieses Beispiel soll natürlich nicht mehr als illu
strative Bedeutung haben, d. h. nur einen Idealtypus darstellen,
welchem die Wirklichkeit in mehr oder weniger angenäherter Form
entsprechen wird 1 .)
1 ) Beckerath (Kräfte, Ziele, Gestaltungen der deutschen Industrie
wirtschaft. Jena 1922. S. 49) teilt darüber mit, daß sich in einer Industrie
bei einer Beschäftigung von 30 o/ 0 i m Sommer 1919 die Kosten pro Waren
einheit auf 19,69 Mark, bei 17 o/o Beschäftigung je Einheit auf 25,50 Mark
stellten.^ Bei einer anderen Firma waren die reinen Fabrikationskosten bei
einer Erzeugung von 92 o/o 27,85 Mark, bei einer Erzeugung von 83 o/o
der vollen Leistungsfähigkeit 29,45 Mark. Bei einer anderen Firma der
gleichen Branche betrugen die Fabrikationskosten bei einer Leistung von
41 o/ 0 45,65 Mark, bei einer Leistung von 31 °/o 62,85 Mark.
Mombert, Studium der Konjunktur.
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