182 Vierter Abschnitt. Konjunkturprognose und Konjunkturpolitik.
in gewissem Sinne den Absatz, der Großhändler schiebt sich zwischen
den Produzenten und den Detaillisten, indem er den Absatz mit seinem
eigenen Kapital finanziert, damit einmal dem Produzenten das Risiko
längerer Kreditgewährung abnimmt und ihn so in die Lage versetzt,
sein Kapital vollständiger, als es sonst der Fall wäre, lediglich in der
Produktion zu verwenden.
Wir hören jedoch von ganz bestimmten Modeindustrien, welche
sich gerade infolge ihrer eigenartigen Konjunkturverhältnisse dagegen
wehren, daß der Handel in ihrer Branche einen zu starken Umfang
annimmt und sie von ihm in zu große Abhängigkeit geraten.
„Eine solche Mediatisierung hat für eine Modeindustrie ihre ganz
besonderen Bedenken. Ihr Absatz ist zu gefährdet, als daß man die
Sorge für ihn einer ganz unverantwortlichen Stelle anvertrauen
kann, die kein besonderes Interesse daran hat, daß das Produkt
gerade dieser Industrie verkauft wird. Fehlkonjunkturen müssen ohne
alle Abwehrversuche hingenommen werden und kommen unvorher
sehbarer, wenn eine Modeindustrie ihren eigentlichen Abnehmerkreis
nicht beeinflussen kann.“
Schon aus dem eben Gesagten ergibt sich, daß und warum solche
Modeindustrien, um nicht bei diesen, durch den Modewechsel be
wirkten Konjunkturumschlägen zu große Teile ihres Absatzes ein
zubüßen, mit ihrem Abnehmerkreis in ziemlich enger Berührung
bleiben müssen. Das ist um so mehr nötig, als in dem Augenblick,
in dem mit einem Wechsel der Mode sich die Konjunkturlage ver
schlechtert, die betreffende Industrie von sich heraus, wie es Rasch
für die Eibenstocker Industrie sehr anschaulich dargestellt hat,
konsequent den Weg der „Bedarfserregung“ beschreiten muß. „Im
Modebedarf folgt Bedarfswelle auf Bedarfswelle, und jede läuft wieder
ab: Wer weiß, von wannen sie kommt und wohin sie geht.“ In der
Modeproduktion hingegen ist es mit dem Niedergang einer Produk
tionskurve nicht getan, sondern es folgen Ausgleichs- und Anpassungs
versuche der verschiedensten Art, die zum guten Teil darauf hinaus
laufen, durch Bedarfserregung zur Bildung einer neuen Bedarfswelle
beizutragen. Dabei sind die Modeindustrien technisch und wirtschaft
lich keineswegs immer vor leichte Aufgaben gestellt, da eine solche
Bedarfserregung, d. h. die Schaffung ganz neuer Artikel, in der Regel
ohne neues Fabrikationsverfahren oder gar eine Umwandlung des
Betriebes nicht möglich ist. „Je einförmiger das Produktionspro
gramm einer Industrie ist, um so eher kann eine Tiefkonjunktur zu
dem radikalen Mittel der Betriebsumwandlung zwingen. In unserer,