Full text: Einführung in das Studium der Konjunktur

1. Die älteren Krisentlieorien. 
dem sozialistischen Gedanken eines Gemeinbesitzes an Boden und 
Kapital beruhen sollte. 
Eine ganz andere Stellung als Rodbertus hat der andere grobe 
Vertreter des wissenschaftlichen Sozialismus, Karl Marx, dem 
Krisenproblem gegenüber eingenommen. Wir finden bei ihm eigent 
lich keine einheitliche, in sich geschlossene Krisentheorie. 
Zunächst finden sich Äußerungen über diese Krisen in dem 
kommunistischen Manifest. Was er hier darüber sagt, knüpft 
unmittelbar an die großen Erschütterungen an, welche das eng 
lische Wirtschaftsleben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 
durch solche Krisen erlitten hatte. Ungemein anschaulich und 
plastisch werden hier in dem kommunistischen Manifest die ver 
heerenden Wirkungen dieser Krisen geschildert: „Die bürgerlichen 
Produktions- und Verkehrsverhältnisse, die bürgerlichen Eigentums 
verhältnisse, die moderne bürgerliche Gesellschaft, die so ge 
waltige Produktions- und Verkehrsmittel hervorgezaubert hat, gleicht 
dem Hexenmeister, der die unterirdischen Gewalten nicht mehr zu 
beherrschen vermag, die er heraufbeschwor. Seit Dezennien ist die 
Geschichte der Industrie und des Handels nur die Geschichte der 
Empörung der modernen Produktivkräfte gegen die modernen Pro 
duktionsverhältnisse, gegen die Eigentumsverhältnisse, welche die 
Lebensbedingungen der Bourgeoisie und ihrer Herrschaft sind. Es 
genügt, die Handelskrisen zu nennen, welche in ihrer periodischen 
Wiederkehr immer drohender die Existenz der ganzen bürgerlichen 
Gesellschaft in Frage stellen. In den Handelskrisen wird ein großer 
Teil nicht nur der erzeugten Produkte, sondern der bereits ge 
schaffenen Produktivkräfte regelmäßig vernichtet. In den Krisen 
bricht eine gesellschaftliche Epidemie aus, welche allen früheren 
Epochen als ein Widersinn erschienen wäre — die Epidemie der 
Überproduktion. Die Gesellschaft findet sich plötzlich in einen 
Zustand moderner Barbarei zurückversetzt, eine Hungersnot, ein 
allgemeiner Vernichtungskrieg scheinen ihr alle Lebensmittel ab 
geschnitten zu haben; die Industrie, der Handel scheinen ver 
nichtet, und warum? Weil sie zu viel Zivilisation, zu viel Lebens 
mittel, zu viel Industrie, zu viel Handel, besitzt. Die Produktiv 
kräfte, die ihr zur Verfügung stehen, dienen nicht mehr zur Be 
förderung der bürgerlichen Eigentumsverhältnisse; im Gegenteil, sie 
sind zu gewaltig für diese Verhältnisse geworden, sie werden von 
diesen gehemmt; und sobald sie dies Hemmnis überwinden, bringen 
sie die ganze bürgerliche Gesellschaft in Unordnung, gefährden sie 
die Existenz des bürgerlichen Eigentums. Die bürgerlichen Ver 
hältnisse sind zu eng geworden, um den von ihnen erzeugten
	        
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