10
Befriedigung hört der neue König von einem Adepten,
der sich in der Spandauer Strasse mit Goldmachen be
schäftigt. Der sechzehnjährige Gehilfe Johann Fried
rich Böttcher, aus Schleiz gebürtig, hatte sich in
Magdeburg mit Mathematik und Feuerwerkerei be
schäftigt; seine Vorliebe für die Chemie veranlasste ihn,
nach Berlin zu dem Apotheker Zorn in die Lehre zu
gehen. Durch Talent und Fleiss ausgezeichnet, arbeitet
er trotz des Verbots seines Lehrherrn ganze Nächte an
alchemistischen Problemen und erbietet sich endlich, die
Metallveredlung vor Zeugen auszuführen. Der aufsehen
erregende Versuch gelingt, und das „tingierte Gold“
wird alsbald dem Könige Vorgelegt. Schon jedoch hat
Böttcher Berlin verlassen und bei Wittenberg die
sächsische Grenze überschritten. Aber die polnische
Königskrone August II. verursacht nicht weniger Geld
bedürfnisse als die preussische, und so wird der ver
meintliche Goldvogel, ungeachtet, dass sich der Handel
fast zu einem Casus belli zwischen Sachsen und Preussen
zuspitzt, auf Befehl des in Warschau befindlichen Kur
fürsten in Dresden in Verwahrsam genommen, wo er
zwar kein Gold macht, sich aber in Gemeinschaft mit
dem Physiker von Tschirnhaus keramischen Experi
menten hingibt und nach acht Jahren der Begründer
der weltberühmten Meissner Porzellanfabrik wird.
So bedeutete die Flucht Böittchers doch einen Ver
lust für Preussen. Aber der Vorsprung wird bald ein
geholt.
Zwar sind die ersten Versuche, Meissener Porzellan
in Berlin zu machen, nicht befriedigend. Man ruft die
Wissenschaft zu Hilfe, und im Aufträge Friedrichs
des Grossen unternimmt es der Akademiker und Hof
apotheker Johann Heinrich Pott, die Frage auf syn