er
gehen in die Industrie, wovon etwa zwei Drittel im
Inlande verarbeitet werden, insbesondere zu Pottasche
und Aetzkali, Kalisalpeter, Alaun, chromsaurem und
chlorsaurem Kalium und einer Reihe anderer Kalisalze.
In dieselbe Zeit fällt die Begründung einer Industrie,
die ihre mächtigste Entwicklung ebenfalls in Deutsch
land gefunden hat, und deren Produkte heute zur Ver- Teerfarben
schönerung des Daseins aller Völker der Erde bei- Industrie
tragen. War aber jene anorganische Grossindustrie der
Mineralsäuren, der Soda und des Kalis auf empirischem
Boden gewachsen, so setzte die neue Industrie der
Teerfarben eine rein wissenschaftliche Basis voraus,
da sie der ungleich verwickelteren organischen Chemie
angehört. Der Ausgangspunkt dieser merkwürdigen, für
die deutsche Volkswirtschaft so bedeutungsvoll gewor
denen Industrie ist das Anilin.
In dem kleinen, jetzt als Gärtnerhaus benutzten,
Laboratorium der ehemals Sellschen Teerdistallation
und späteren Oehlerschen Farbenfabrik in Offenbach
hatte im Jahre 1842 A. W. Hofmann, damals Liebigs
Assistent in Giessen, aus 1200 Pfund destillierten Stein
kohlenteers, des früher lästigen Abfallproduktes der
Leuchtgasfabrikation, 2 Pfund eines basischen Oeles
extrahiert, das er bald mit dem 1826 von dem Chemiker
Unverdorben*) aus dem Indigo, dem arabischen
„Anil“, erhaltenen Kyanol identifiziert und „Anilin“
genannt hatte.**)
Anilin
*) O. Unverdorben, geb. 1806, lebte auf einem Landgut in
Dahme bei Berlin.
**) Vergl. B. Lepsius. Aug. Wilh. von Hofmann. Allgem.
deutsche Biographie. Leipzig 1905.