Full text: Denkschrift betreffend die Neuregelung der handelspolitischen Beziehungen Deutschlands zu den Vereinigten Staaten von Amerika

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furt, Mannheim, Dresden und Annaberg, wenn sie 
zur Abstimmung gestellt würden, beitreten würde. 
Es herrscht in den beteiligten Kreisen eine gewisse 
Verbitterung darüber, daß die Amerikaner im Zoll 
tarif und Verzollungsverfahren eine solche große 
Rigorosität walten lassen können, ohne daß 
deutscherseits irgendwelche Gegenmaßregeln er 
griffen werden. Der amerikanische Zolltarif in 
seiner jetzigen Gestalt erzieht unsere deutsche 
Industrie direkt zur Forderung der »Reziprozität« 
(Parität) in der Ausmessung der Zölle 1 )? Wir haben 
mehrfach Schriftstücke in die Hand bekommen, 
in denen ernsthaft gefordert wird, daß man auf 
die amerikanischen Waren in Deutschland die 
gleichen Zölle lege, wie es in der Union auf 
deutsche Waren geschehe. Ein am Export nach 
der Union stark interessierter Industrieller des 
Westens schreibt z. B.: 
. . . [Es] muß mit aller Bestimmtheit erwartet werden, daß 
die im Verkehr mit den Ver. Staaten von Amerika seit vielen 
Jahren bestehenden schreienden Mißstände bei einer vertraglichen 
Neuregelung der Handelsbeziehungen endlich beseitigt werden. 
Das kann aber nur der Fall sein, wenn volle Reziprozität zur 
Durchführung kommt. 
Hierzu gehört aber nicht allein, daß die Zollsätze für 
die in der Union und in Deutschland erzeugten gleichen Export 
artikel in den beiderseitigen Ländern annähernd auf 
gleichem Niveau gehalten werden, sondern auch, daß gegenüber 
den sonstigen amerikanischen Zoll- und Konsulatsmodalitäten 
entsprechende Gegen maß regeln ergriffen werden. 
Deutschland muß bei den Abmachungen mit der Union 
aus seiner bisherigen allzu großen Zurückhaltung heraustreten, .... 
dann wird das durch die amerikanischen Praktiken in handels 
politischer Hinsicht geschädigte Ansehen Deutschlands auch 
wieder gehoben werden. 
Wenn die deutsche Reichsregierung diesmal 
den Amerikanern gegenüber festbleibt, sich nament 
lich durch die Reden des auf den Präsidenten 
posten aspirierenden amerikanischen Schatzsekre 
tärs nicht einschüchtern läßt, das Beispiel Frank 
reichs vom Jahre 1898 nachahmt, dann hat sie 
u. E. die überwiegende Mehrzahl der am Handel 
nach der Union beteiligten deutschen Firmen 
hinter sich. 
J ) Es sei in diesem Zusammenhänge u. a. auch der Eingabe 
des Vereins deutscher Werkzeugmaschinenfabriken 
gedacht, wo ausgeführt wird, daß man für Werkzeugmaschinen 
»insbesondere den Vereinigten Staaten von Amerika gegenüber 
die Forderung der Gegenseitigkeit in den Zollsätzen zur Durch 
führung bringen solle«.
	        
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