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stellender Essayist, sondern ein Mann unkünstlerischer,
aber sinnvoller G-edankenkonstruktion war, daß er in
seinem schweren, lapidaren Stil nur das rein Wirt
schaftliche behandeln und, der etwas dogmatischen Zeit
strömung entsprechend, auf psychologische Nebengebiete
sich nicht einlassen wollte. (Er hatte auch nicht die
nötige Vorbildung und Zeit dazu.) In seinem richtigen
Instinkte suchte er den archimedischen Punkt in der
Wertbildung innerhalb des gesellschaftlichen Güteraus
tausches, des wechselwirkenden Zusammenlebens der
Menschen. Denn, wenn der Wert von einer Persön
lichkeit ausgeht, nur ihre subjektiven Lebensforderungen
und Willenstriebe darstellt, ohne von einer anderen, ob
jektiveren oder weniger subjektiven Kraft festgehalten,
modifiziert und reguliert zu werden, dann ist er eine
rein subjektive und relative, inkommensurable Größe,
dann erscheint der Wertbegriff in seiner rein individu
ellen Proteus-Gestalt, als Wertgefühl unfaßbar und un
meßbar.
Schopenhauer hat einmal die Versuche präjudi-
ziert, diesen rein subjektiven Wert, das Wertgefühl in
den Tiefen der Seele, in Zahlentabellen auszudrücken und
zu vergleichen:
. „Die Berechnung des Wertes ist eine Rechnung
mit Motiven, keine Rechnung mit Zahlen, denn dem
Werte liegt der Grund der Motivation, nicht der Seins
grund unter 1 ).“ Dies will heißen: Der subjektive Wert
ist keine feste Größe, kein Sein, er ist eine schwankende
Motivation, die aus einem konkreten Zustand der Seele
oder aus einem konkreten Verhältnis zur äußeren phy
sischen Welt (hier kommen die technisch-ökonomischen
*) Schopenhauer, Die vierfache Wurzel des Satzes . . ., von
Lindwurm zitiert in der Theorie des Wertes, Hildebr. Jahrb. 1865,
IV Bd., S. 199.