Full text: Grundfragen der englischen Volkswirtschaft

Der moderne Imperialismus. 
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•eine Gleichmachung aller zum Reiche gehörigen Völkerschaften an 
strebte; sie suchen den staatlichen Zusammenhang nicht auf den 
gemeinsamen Ursprung zu begründen und ihn, wo solcher fehlt, 
durch äußerliche Angleichung zu ersetzen; sie wollen ihn vielmehr 
auf gemeinsame Zwecke aufbauen. Sie nehmen die Vielgestaltig 
keit der Völker eines Reiches als unabweisbare Tatsache hin, die 
schon deswegen nicht beklagenswert ist, weil sie eine Vielheit der 
nationalen Begabungen in den Dienst der Reichszwecke stellt. Das 
britische Weltreich hat es nicht zu beklagen gehabt, daß neben den 
Engländern auch Schotten, Iren und Walliser ihre Eigenart bei 
seinem Aufbau betätigen konnten; es hat keinen Grund, auf die Mit 
arbeit des französischen Kanadiers und des holländischen Afrikanders 
zu verzichten, weil ihr Wesen nicht englisch ist und nicht englisch 
werden wird. Es ist kein Nationalstaat, sondern ein Völkerstaat, 
— wie es mehr oder weniger jedes Reich werden muß, das sich über 
seeische Besitzungen angliedert. In dieser Erkenntnis, — nicht in 
der bloßen überseeischen Gebietserweiterung —, beruht die wahre 
Bedeutung des modernen Imperialismus. Obwohl derselbe in vielen 
Köpfen mit einer Auffassung zusammenfließt, die nur den einen 
möglichst großen Teil des Weltraums erfüllenden Nationalstaat er 
strebt, so beruht seine Eigenart eben darin, daß er sich über diese 
rein nationalistischen Vorstellungskreise erhebt; er verfolgt eine 
Politik, die die vielgestaltigen Kräfte verschiedener, in einem Reiche 
vereinter Völker den gemeinsamen Reichszwecken dienstbar zu 
machen sucht.
	        
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