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auftritt, ein Zustand, der bedingt ist durch diese ‚„,natürliche‘“ oder
Normalpreis-Theorie, deren innere logische Absicht anders geartete
Erklärungen ausschließen muß..
Schreiten wir zur Ausführung, so haben wir vorweg einem mög-
lichen Einwand zu begegnen, der unter Hinweis auf die Marktpreis-
theorie der Klassiker bzw. deren Prinzip von Angebot und Nach-
frage die Unmöglichkeit einer Einordnung widerlegen zu können
glaubte. Solcher Einwand träfe uns offenbar nicht, da jenes Prinzip
von Angebot und Nachfrage in seiner Verwendung als Erklärungs-
prinzip des Marktpreises nur außerhalb des Gleichgewichtszustandes,
also außerhalb des Systems Geltung hat, gleichsam als Ansatz zu
einer Sondertheorie der Dynamik, — während die Theorie der
internationalen Werte Gleichgewichtspreise erklären will, die nicht
um einen noch besonderen statischen Kern oszillieren. Allerdings
— ansich sind die Prinzipien dieselben; ihre Verwendung ist
graduell unterschieden, indem die Marktpreistheorie nur zufällige,
vorübergehende Oszillationen erklärt, während die Theorie der
internationalen Werte entscheidende „Abweichungen“ des Preises
als Dauerzustände berücksichtigt. Die Marktpreistheorie brauchte
also das Normalpreisgefüge nicht zu erschüttern, ihre Beiordnung
zur Theorie des „natürlichen‘ Preises, diese, wenn sie sonst halt-
bar wäre, nicht zu stören.
Die Theorie des natürlichen Preises ist aber nicht haltbar.
Sie verdankt. ihre Entstehung einer unklaren, erst durch Reflexion
bestimmbaren logischen Zielsetzung. Keinesfalls darf sie, wie wir
später begründen werden, als Theorie des Gleichgewichtspreises
im Sinne der neueren Theorie verstanden werden. Ziel ist die
Lösung des logischen Problems des Maßstabes beim Güteraustausch;;
Ergebnis der Begriff des relativen Tauschwertes, der von Ricardo
als eine bestimmte Einheit geleisteter Arbeit fingiert wird. Ri-
cardo hat diese Fiktion zur Hypothese gemacht und
einen kausalen Schluß daraus gezogen. Darin liegt der
und zwar der einzige Fehler der klassischen Theorie.
Amonn drückt einen ähnlichen Gedanken mit den Worten aus,
daß Ricardo den „Erkenntnisgrund‘“ mit dem ‚„Realgrund“ ver-
wechselt habe!), d. h. mit anderen Worten: Ricardo hat den
relativen Tauschwert der Güter in eine reale Beziehung zur auf-
ı) Vgl. Amonn, Ricardo als Begründer der theoretischen Nationalökonomie,
S. 22 u. 28. Jena 1924.