Ziele und Ausgaben.
und überall die höchste Rentabilität. Ein Blick auf die tatsächlich angestrebten konkreten
Forstwirtschaftsziele der verschiedenen Besitzformen zeigt vielmehr deutlich, daß in
concreto in der Hauptsache folgende drei Zielsezungen vorkommen:
das Ziel der Bedarfsdeckung,
das Ziel der Nachhaltigkeit im älteren Sinne und
das Ziel der höchsten Rentabilität.
Das Ziel der Bedarfsdeckung ist auch heute noch bei dem größten
Teil der kleinbäuerlichen Forstwirtschaftsbetriebe gang und gäbe. Diese Betriebe sind
„großenteils nicht darauf angewiesen, ihre Produkte auf dem Markte abzusezen“. Der
größte Teil des Holzertrags geht, ohne den Markt zu berühren, direkt in den Verbrauch
des Waldbesitzers über. Die kleinbäuerlichen Waldbesitzer sind in der Hauptsache Selbst-
versorger, sie produzieren überwiegend für den eigenen Bedarf und sind meist überhaupt
nicht in den Geldverkehr verflochten.
Das Ziel der Nachhaltigkeit im älteren Sinne. Auch in der
Mehrzahl der Staats-, Gemeinde- und Großwaldbetriebe (Fideikommißforsten) ist nicht
die Rücksicht auf die Rentabilität, sondern das Forstwirtschaftsziel der Nachhaltigkeit im
älteren Sinne (d. h. der Nachhaltigkeit der Holz- oder Geldbelieferung) für das forst-
wirtschaftliche Handeln entscheidend!).
Das Ziel der höchsten Rentabilität. In allen übrigen Betrieben,
vor allem aber in dem mittelgroßen und einem Teil des großen Waldbesitzes wird tatsächlich
die höchste Rentabilität angestrebt.
Wie schon weiter oben betont wurde, kann es nicht Sache der Forstwirtschaftslehre
sein, über die „Richtigkeit“ oder „Unrichtigkeit“ dieser verschiedenen Zielsezungen zu
befinden. Jeder Waldbesitzer kann sich sein richtiges Forstwirtschaftsziel selbst stecken.
Aufgabe der Forsstwirtschastslehre ist es nur, festzustellen, welche Forstwirtschaftsziele in
Wirklichkeit tatsächlich angestrebt werden, und anzugeben, wie diese verschiedenen Forst-
wirtschaftsziele zu verwirklichen sind.
Der unantastbare Sachverhalt der tatsächlichen Zielsetzung?) wird von der einseitig
liber alistischen Wir tschafts th e or i e und der auf ihr aufgebauten „B o d en -
reinertragslehr e“ nicht beachtet. Die Bodenreinertragslehre erkennt ~ wenigstens
in ihrer konsequenten Fassung ~ nur e in e forstwirtschaftliche Zielsezung als die einzig
„richtig e“ an, nämlich das Str eb en nach möglichstem Gewinn, nach
Rentabilität. Alle. anderen in der Forstwirtschaft tatsächlich angestrebten Ziel-
sezungen lehnt sie als ,„wissenschaftlich wie wirtschaftlich hinfällig“s) ab. Das Streben
nach Rentabilität führt aber nach Ansicht der Bodenreinertragslehre auch zur volkswirt-
schaftlich wünschenswerten Steigerung der Produktivität. Das ,privatwirtschaftliche
Prinzip“ und das ,volkswirtschaftliche Prinzip“ seien ~ so meint sie ~ ,solidarisch“.
!) Vgl. die Forssteinrichtungsvorschriften und die Gesetzgebung zur Regulierung der Gemeinde-
forstwirtschaft in den Ländern des Deutschen Reiches.
?) Wie man angesichts dieses Sachverhaltes behaupten kann, daß die forstwirtschaftlichen
Betriebe „vielfach schon auf den ersten Blick den Eindruck industrieller Unternehmungen“ machen,
bleibt unverständlich. Ein Laie, Herr Prof. Dr. D och o w - Heidelberg, hat dies in der Tat
behauptet (Silva 1925, Nr. 48).
?) Bor g m ann : „Die Produktionsmittel des forstlichen Betriebs, ihre wirtschaftliche
Solidarität und ihr Einfluß auf Wertbildung und Rentabilität.“ Vortrag, gehalten auf dem
forstlichen Fortbildungskursus zu Heidelberg, vom 30. März bis 4. April 1914.