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Eine Steigerung des Luzernebaus ist .ein Schulbeispiel dafür, wie
man den Betrieb einenteils extenssivieren muß, um auf dem anderen Teile
die Betriebsintensität aufrecht erhalten oder noch steigern zu können. Es
ist das die Methode, die Hugo Werner derzeit mit ,extensiv organisieren
und intensiv führen“ charakterisiert hat. Wie Herr Schurig-Markee nach-
gewiesen hat, kann man Luzerne auch auf recht leichten Böden mit tiefen
Grundwasserständen dann noch bauen, wenn dieselben vorher in den ver-
schiedenen Schichten, also in Oberkrume und Untergrund gründlich durch-
gekalkt und der Kalk gründlich mit dem Boden vermischt ist. Im feuchten
Klima, z. B. am Niederrhein, muß man Luzerne allerdings nach jedem
Schnitte tüchtig eggen und mit dem Jederzahnkultivator behandeln, um sie
von Unkraut rein halten zu können. Wird dieser Kampf zu schwer, müssen
Dauerweiden und Dauerwiesen an ihre Stelle treten. Ausdehnung und
Jorzierung der dauernden Grünlandflächen wirken auf den Betrieb grund-
sätzlich ja genau so, wie wir es eben für die Ausdehnung und Verbesserung
der Luzernefelder gesehen haben. Nur den Düngeetat können wir, da hier
die Stickstoffdüngung nicht entbehrlich ist, nicht so entlasten wie beim
Luzernebau, deshalb muß dieser heute in viel feuchtere Gegenden hinein
getragen werden wie früher. Nichts ist heute unrichtiger als zu viel
Ackerland im Betriebe zu haben. „Grünland“ ist, wie Professor Dr. Strecker
in Leipzig mit Recht sagt, heute mehr denn je „Hoffnungsland“. Be-
schränkung der Ackerfläche unter Steigerung der Intensität der Ackerwirtsschaft
auf der Restfläche muß für die meisten Wirtschaften die Richtschnur sein.
Auf dem Ackerlande aber muß das gleiche Prinzip bezüglich des Anbau-
verhältnisses der Hackfrüchte, Halmfrüchte und Futterpflanzen befolgt werden.
Die Hackfruchtfläche muß im allgemeinen soweit beschnitten werden, daß eine sehr
reichliche Stallmisst- oder Gründüngung auf ihr möglich ist, um so den
Kunstdüngeretat auch hier zu entlasten. Weiter muß der Futterrübenbau
mit Rücksicht auf die relativ günstigen Milchpreise, einen so großen Anteil
am Hackfruchtbau erhalten, daß man den Kühen ungefähr soviel Rüben
geben kann wie sie fresssen mögen. Luzernebau und Futterrüben machen
die Viehfütterung billig und geben erst die rechte Grundlage dafür ab, daß
sich hohe Kraftfuttergaben bezahlt machen.
Wo die Absatverhältnisse für Zuckerrüben günstig liegen, müssen die
Rübenblätter und Rübenschnitzel den größten Teil des Futterrübenbaus
entbehrlich machen.
Der Zuckerrübenbau ist troß der gesunkenen Zucker- und Rübenpreise
immer noch einer der wichtigsten Hebel der deutschen Bodenkultur. Wäre
nicht die finanzielle Not des Staates so groß, sso müßte man den Kampf
gegen die Verbrauchsabgabe als die törichtsste aller Steuern auch heute noch
fortsezen. Würde sie fallen, so würde der Zuckerrübenbau einen gewaltigen
Vorträge Aereboe, Heft 9.
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