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tüchtigen zuerst. Auch die Nöte der Zeiten werden in der gleichen Richtung
wirken, da die Studienkosten nur ca. 30 % derjenigen an den Hochschulen
betragen. Schon jetzt können die höheren landwirtschaftlichen Lehranstalten
die Angemeldeten kaum zur Hälfte aufnehmen urd sichten daher stark, die
Nichtaufgenommenen aber ziehen dann, soweit ihre Mittel es erlauben, zur
Hochschule.
Wir müßten an unseren Landwirtschaftlichen Hochschulen endlich auch
die von mir seit Jahren geforderten Beiräte von akademisch gebildeten, be-
sonders erfolgreichen praktischen Landwirten erhalten. Diese müßten vornehm-
lich bei Beratung der Lehrpläne und Studienordnungen herangezogen
werden. Die höheren landwirtschaftlichen Lehranstalten haben Kuratorien,
die großenteils aus solchen praktischen Landwirten bestehen, die auch mit
in der Prüfungskommission sitzen und bei den Examina mit Fragen stellen.
Das wirkt ungemein heilsam auch auf die Lehrer ein. Solange wir aber
diese und andere Reformen noch nicht durchgesetzt haben, müssen Lehrkurse
nach den verschiedensten Richtungen hin den Unterricht an den Lehranstalten
in ausgiebigem Maße ergänzen. Obenan stehen dabei die Lehrkurse in
der Landarbeitslehre und Landarbeitsforschung. Die Wichtigkeit gerade
solcher Kurse kommt auch immer mehr in das Bewußtsein der praktischen
Landwirte hinein, so daß diese Kurse geradezu überlaufen sind. In der
Rationalisierung aller Arbeitsmethoden und Arbeitsprozesse muß und wird
in erster Linie der Fortschritt der Landwirtschaft in der Zukunft liegen.
Diese Rationalisierung aber setztt Einsicht in diese Prozesse und besonders
Kenntnis normaler und hoher Leistungen der Menschen voraus. Ohne
diese Kenntnis kann man keine verständigen Lohntarife schaffen, ohne sie
kann man die Arbeitsprozesse nicht vervolllommnen, die Aussichtskosten
nicht vermindern u. a. m. Das alles hat aber für die Landwirtschaft noch
viel höhere Bedeutung wie für die Industrie, weil die Arbeiten in der
Landwirtschaft ungemein verschiedenartig sind und für den einzelnen Arbeiter
schnell wechseln. Darum sind hier aber auch die Möglichkeiten der Leistungs-
steigerung, und zwar großenteils ohne vermehrte Anstrengung der Arbeiter,
besonders groß. Damit soll nicht gesagt sein, daß man nicht auch eine
erhöhte Anstrengung der Arbeiter erstreben soll. Gerade in dieser liegt
eine Interessengemeinschaft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sofern
die erhöhte Anstrengung ihren vollen Lohn findet. Sie alle haben von
den hohen Leistungen und hohen Verdiensten schon gehört, die man in
Amerika bei Anwendung des Taylor- und Ford-Sysstems erreicht hat. In
Deutschland ist durchaus dasselbe zu erreichen. Noch in diesen Tagen
habe ich von einer solchen Leistung gehört, die vielleicht noch die besten
amerikanischen Leistungen übertrifft. Es handelt sich um zwei Arbeiter, die
bei Herrn Hennig in Klossow Kartoffeln aus Zentnerkörben bei der Ernte