Wasser sammelt man in Gefäße, es hält sich sehr lange und ist das
beste Bindemittel für die etwaigen Mischfarben, welche man später,
um die Kalkfarbe getönt zu streichen, z. B, für Zimmerwände ver-
‚wenden soll, Auch zum Verdünnen der Kalkfarbe, besonders für
Fassaden, soll man dieses Kalkwasser verwenden, um einen wetter-
festen Anstrich herzustellen, Deshalb ist es nicht zu empfehlen, den
Kalk gelöscht zu beziehen. Nun hört man so oft: der Kalkfarben-
anstrich ist nicht gut geworden, hat nicht gedeckt, springt ab, färbt
ab, ist steifig aufgetrocknet usw., und in den meisten Fällen ist der
Zeitverlust für das mehrmalige Streichen in der Zubereitung und
Anwendung des Kalkes zu suchen und die Arbeit wird entweder
selbstschuldig erneuert oder ohne Verdienst, ja mit Verlust aus-
geführt, Ein Kalkfarbenanstrich soll mit nur 2 Anstrichen fertig
sein. Um das zu erzielen, muß aber praktisch verfahren werden. Der.
erste Anstrich soll stets einen Zusatz von Öl erhalten, nicht um da-|
durch den Kalk fest zu bekommen, das ist Unsinn, sondern das Öl
hat hier den Zweck wie bei der Leimfarbe das Seifen, nämlich daß|
der poröse Untergrund gesättigt wird. Das Öl verseift sofort und bil-
det eine feste Unterschicht, so daß der 2, Anstrich flott vonstatten!
geht, dabei an Zeit gespart wird, keine Ansätze und Flocken ent-
stehen und kein weiterer Anstrich nötig wird, Wenn der Kalk zu fett
ist und sich glasig streicht, wie man sagt, oder nicht deckt und nur
lasiert, so daß man einen dritten Anstrich machen müßte, so setzt
man dem Kalk ein oder ein paar Hände voll feinen Flußsand (aber
keinen Kies) zu, und es ist mir noch nicht vorgekommen, daß ich
dann einen dritten Anstrich machen mußte, Aber bei dem Sand
heißt es vorsichtig sein. Man muß im Gefühl haben, wie viel man.
zusetzen kann, ohne Gefahr zu laufen, daß der gesandete Kalk ab-
blättert, Der Zweck ist doch, den ersten und zweiten Anstrich flott
streichen zu können und die Zeit für den dritten Anstrich zu sparen,
oder eine mißglückte Arbeit leicht erneuern zu können, Es bedarf
wohl keiner besonderen Erläuterung, daß der Untergrund für Kalk-/
farbe stets gut fest sein muß. Wenn kein neuer Untergrund vorhan-
den ist, muß die Zeit für Abkratzen oder Abwaschen des Unter-
grundes geopfert werden, denn es ist immer Zeitersparnis, wenn man
für die nötigen Vorarbeiten die Zeit opfert, um keine doppelte Zeit]
bei oder nach der Fertigstellung vergeuden zu müssen, Vorausgesetzt,
daß der Kalk von Natur aus gut ist, richtig zubereitet und beim An-
strich praktisch verfahren wird, ist der Kalkfarbenanstrich sehr vor-,
teilhaft in der Verarbeitung und gegen andere Anstriche sehr billig.
Weil er aber häufig mißglückt, wird er nicht genügend geschätzt und.
kann doch gegenüber anderen Wasserfarben sehr viel schneller her-
gestellt werden. Natürlich kann man bei Frostwetter keinen Kalk-
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