es Die Profittheorie (Fortsetzung)
nutzens bedeuten. Kann sich nun der zweite Fall ergeben?
Auch dies nicht. Wie in aller Welt sollten die Güter lediglich
deshalb an Wert verlieren, weil man mit ihrer Hilfe etwas
nicht machen kann, was absolut in der „Bedürfnisskala‘‘ nicht
enthalten ist? Dies ist selbstverständlich Unsinn. Die Sache
erklärt sich sehr einfach. Die künstliche Konstruktion von
Böhm-Bawerk setzt hier voraus, daß die Konsumtionsgüter in
ihrem Werte von den Produktivgütern abhängig seien; die Kon-
sumtionsgüter werden bis zu einem gewissen Grade als Produk-
tionsmittel zur Herstellung von Produktionsmitteln betrachtet.
So geht die Festigkeit seiner grundlegenden Konstruk-
tion ganz und gar verloren. Die Grundlagen der Theorie be-
ruhten auf dem Grenznutzen der Konsumtionsgüter, die den
primären Grund eines jeden Wertes bildeten. Sofern aber die
Konsumtionsgüter selbst nun als Produktionsmittel betrachtet wer-
den, muß die Grenznutzentheorie überhaupt jeden Sinn verlieren.
Abgesehen davon, fußt die ganze Argumentation Böhm-Ba-
werks bezüglich des „dritten Grundes‘“ auf der Voraussetzung,
daß es Produktionsprozesse von verschiedener Zeitdauer gebe:
Ist es doch gerade in diesem Falle der Vorzug der längeren Pro-
duktionsprozesse, von dem der Profit abgeleitet wird. Da aber
Böhm-Bawerk, wie wir oben bereits sahen, die Unzulänglichkeit
der beiden ersten Gründe zugibt, so erscheint die „technische
Ueberlegenheit der gegenwärtigen Güter‘ im Grunde genommen
als einziger Grund für die Erklärung des rar Indessen
unterliegt es gar keinem Zweifel, daß, wenn man auch ihrer
Zeitdauer nach gleiche Produktionsprozesse annimmt, der Profit
doch noch nicht aufhört zu existieren. Wenn (in der Marxschen
Terminologie) die organische Zusammensetzung des Kapitals in
allen Produktionszweigen gleich ist, oder, anders gesagt, wenn
die organische Zusammensetzung des Kapitals in jedem ein-
zelnen Produktionszweig der durchschnittlichen gesellschaftlichen
Zusammensetzung des Kapitals gleich ist, so wird dadurch der
Profit noch keinesfalls aus der Welt geschafft. Die Abwei-
chung von der konkreten „Wirklichkeit“ besteht nur darin, daß
die Durchschnittsnorm des Profits unmittelbar realisiert wird,
ohne daß der Abfluß der Kapitale von einem Industriezweig in
den andern stattfindet. Andererseits kann aber auch der „Dif-
ferentialprofit‘‘ oder Surplusprofit, der in einer Einzelunter-
nehmung mit verbesserter Technik entsteht, die aber noch nicht
zum Gemeingut aller geworden ist, nicht als Beispiel für den
Profitschlechthin gelten; denn dieser entsteht auch bei
ganz gleichartiger Technik, nämlich als spezifisches Einkom-
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