Full text: Die Entwickelung der Fabrikindustrie im lateinischen Amerika

Geographische Verhältnisse. 
Genußmittel, doch, wie auch die auf die Viehzucht sich grün- 
denden Erzeugnisse, z. B. Fleischkonserven und Abfallstoffe 
der Tiere, einer fabrikmäßigen Verarbeitung bedürfen. In 
die Klasse der eigentlichen industriellen Rohstoffe fallen 
besonders Kautschuk und Baumwolle. 
Diese kurze Aufzählung zeigt schon, daß auf lateinisch- 
amerikanischem Boden sehr wichtige, der europäischen- 
nordamerikanischen Industrie unendbehrlich gewordene Roh- 
stoffe erzeugt werden, die von ihren Erzeugungsländern 
bisher in der Hauptsache als Handelsartikel benützt, wegen 
der teilweise monopolartigen Stellung ihrer Erzeugungsorte 
— z. B. Kaffee und Kautschuk in Brasilien — unendlichen 
Gewinn abwerfen müßten, wenn: die wirtschaftliche und tech- 
nische Ausbeutung des Bodens in sachgemäßer Weise ge- 
leitet. würde. 
Hierher gehört jetzt die Untersuchung der Frage, welche 
durch die geographische Lage bedingten Verhältnisse, die 
Entwickelung der lateinisch-amerikanischen Länder auf in- 
dustriellem Gebiete verzögert haben, bzw. vielleicht dauernd 
hinter der Leistungsfähigkeit der alten Industriegebiete zurück- 
halten werden. 
1. Allgemeine geographische Lage. 
Wie schon angedeutet, bedarf die Industrie zu ihrer 
Gründung reicher Mittel, die aus einem auf die Boden- 
erzeugnisse gestützten Handel gewonnen werden müssen. 
Hierzu ist das lateinische Amerika in keiner günstigen Lage. 
Seine Hauptmasse liegt in der aus natürlichen Gründen dünn- 
bevölkerten heißen Zone, ferner ragt es ziemlich vereinsamt 
in die landarme, aber wasserreiche Südhalbkugel hinein, liegt 
fern vom Verkehr, abgeschlossen von der den Handel und 
die Kulturentwickelung begünstigenden nahen Berührung mit 
anders gearteten Völkern, die befruchtend auf die für eine 
so riesige Landmasse außerordentlich gleichartige Bevölke- 
rung hätte wirken können. Der mächtige Landblock hat 
einen wenig gegliederten Umriß ). Während aber seine Ost- 
seite trotz der geringen Gliederung der Küste durch die 
gewaltigen schiffbaren Ströme vom Meere aus bis weit 
in das Innere zugänglich ist, fehlt auf der Westseite diese 
Öffnung der ungegliederten Küstenlinie gänzlich. Dazu kommt, 
1) Vgl. Ratzel, Anthropogeographie, I. S. 236 f. 
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