Full text: Die Entwickelung der Fabrikindustrie im lateinischen Amerika

Geschichtliche Verhältnisse. 
europäischen Masseneinwanderung zu erwarten, die allein 
der riesigen hier zu leistenden Aufgabe gewachsen wäre. 
Allein auf eine solche Erscheinung ist niemals zu rechnen 
und so wird man wohl auf Generationen hinaus in einem 
wirtschaftlichen Überschlag die tropisch-amerikanischen Länder 
in ihrem ‚augenblicklichen Zustand in die Rechnung einstellen 
müssen. Bedenkt man, daß als immer gleiches und un- 
abänderliches Element das Tropenklima bestehen bleibt, 
dessen Wirkung die Fortschritte. der Technik nur bis zu 
einem gewissen Grade werden ‚abschwächen können, so 
wird man leicht erkennen, wie schwierig es ist, dem indo- 
lenten, phantastischen und ungebundenen Tropenbewohner 
die für das moderne Wirtschaftsleben und besonders die 
Industrie nötige stramme Zucht und Kräfteanspannung ein- 
zupflanzen. Aber selbst angenommen, dies wäre möglich, 
so stünde man vor ‚einem zweiten noch Sschwierigeren 
Hindernis, denn es gehört zum Industriebetrieb doch auch 
ein gewisser Grad von staatlichem und gesellschaftlichem 
Bewußtsein als Grundlage für eine Verwaltung und Gesetz- 
gebung, die alle Schwierigkeiten der Wirtschaftspolitik auch 
moralisch zu überwinden vermag. Hiezu aber in den tro- 
pischen Ländern für die Verwaltungen, in denen heute Willkür, 
Nepotismus, Bestechung und Eigennutz die leitenden Eigen- 
schaften sind, dauernd die genügende Zahl von Männern zu 
finden, wird wohl immer eine Unmöglichkeit bleiben. 
In den subtropischen Ländern Amerikas sind schon, 
dank der durch Vorherrschen des europäischen Elementes 
günstiger zusammengesetzten Bevölkerung durchweg viel 
fortgeschrittenere, gefestigtere Zustände anzutreffen, in Mexiko, 
das in jeder Beziehung die führende Stellung einnimmt, sogar 
starke Ansätze einer von nationalem Geiste getragenen Ent- 
wickelung zu finden und dementsprechend konnten auch 
hier Gründungen leistungsfähiger Industrien vorgenommen 
werden. 
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