Full text: Theoretische Sozialökonomie

$ 1. Wesen der Wirtschaft. ) 
wirtschaftliche Streben vielleicht wieder auf eine verbesserte Lebens- 
mittelversorgung richten, wobei jedoch mit Rücksicht auf andere Be- 
dürfnisse wiederum nur ein gewisser Sättigungsgrad dieses Bedürf- 
nisses angestrebt werden darf. Auch diese relativ gleichmäßige Be- 
schränkung ist eine Form des Wirtschaftens mit den zur Verfügung 
stehenden Mitteln der Bedürfnisbefriedigung.//Die Forderung auf gleich- 
mäßige Beschränkung der Bedürfnisbefriedigung mit Hinsicht sowohl 
auf die Zeit wie auf -die verschiedenen Bedürfnisarten können wir als 
das Prinzip der Gleichmäßigkeit der Bedürfnisbefriedigung 
bezeichnen. 
Der zweite Weg, auf welchem die Aufgabe der Wirtschaft gefördert 
werden kann, ist das Streben, einen bestimmten Zweck mit möglichst 
geringem Aufwand von Mitteln zu erreichen. Diese Forderung, die wir 
als das Prinzip des kleinsten Mittels bezeichnen können, führt 
zu einer ganz besonderen Auswahl unter den technisch möglichen 
Methoden und wird zum Leitstern für die gute Organisation der Wirt- 
schaft. Die ganze moderne Technik und die ganze Organisation des 
modernen Geschäftsbetriebs sind unter dem Druck der Forderung, daß 
sie in diesem Sinne wirtschaftlich sein sollen, ausgebildet. Wenn ein 
Bedürfnis auf mehrere verschiedene Weisen ungefähr ebensogut be- 
friedigt werden kann, geht das wirtschaftliche Streben darauf hinaus, 
diejenige Weise herauszufinden, die mit dem kleinsten Aufwand von 
Mitteln zum wesentlichen Ziel führt, wenn auch mit untergeordneten 
Modifikationen in der Art der Bedürfnisbefriedigung. So wird z. B. das 
Nahrungsbedürfnis ungefähr ebensogut durch ziemlich verschiedene 
Speiseordnungen befriedigt, und wer von diesen die billigste wählt, 
handelt in der Hauptsache nach dem Prinzip des kleinsten Mittels, wenn 
er auch daneben für diesen Zweck vielleicht einige wenig bedeutende 
Bedürfnisse des Geschmacksinnes unterdrücken muß. Eine scharfe 
Grenze zwischen dem Prinzip der Gleichmäßigkeit der Bedürfnis- 
befriedigung und dem Prinzip des kleinsten Mittels läßt sich in solchen 
Fällen natürlich nicht ziehen. 
Die beiden genannten Prinzipien bilden den wesentlichen Inhalt 
der allgemeinen Forderung auf „Wirtschaftlichkeit‘“ im mensch- 
lichen Handeln. 
Denken wir uns, daß diese beiden Forderungen erfüllt sind, so ist 
eine weitere Steigerung der Bedürfnisbefriedigung jedenfalls nur unter 
vergrößerten Anstrengungen oder Aufopferungen, mit anderen Worten 
unter größeren persönlichen Leistungen möglich. Wenn und in dem 
Maße wie diese größeren Leistungen als Nachteile empfunden werden, 
müssen diese Nachteile gegen die durch dieselben zu gewinnenden Vor- 
teile aufgewogen, sozusagen von den Vorteilen abgezogen werden, es 
muß eine Wirtschaftsführung angestrebt werden, die insgesamt den 
größtmöglichen Vorteil gewährt. Mit dieser Forderung wird dann die 
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