. Vorwort.
wo er die kritisch-analytische Darstellung der Entwicklung des Wirt-
schaftslebens übernehmen sollte, mußte immer wieder beiseite geschoben
werden, da er von seiner ganz überwältigenden Tätigkeit als akademische
Lehrer viel zu viel in Anspruch genommen wurde. Trotzdem fand er Zeit,
seine geplante Arbeit so weit auszuführen, daß seine Schrift „Kapitalis-
mus und Sozialismus‘“ zu einem umfassenden Lehrbuch umgestaltet
wurde, welches wohl einen wesentlichen Teil des Materials enthält, das
er ursprünglich bearbeiten wollte, andererseits vielleicht aber auch über
diesen Rahmen hinausgeht. Der Tod hat ihn verhindert, das weit vor-
geschrittene Manuskript zu diesem sicher sehr bedeutungsvollen Werk
zu vollenden. Wir müssen alle hoffen, daß es bald gelingt, dieses Werk
in eine so abgeschlossene Form zu bringen, daß es gedruckt werden kann.
Was Pohle vor allem als Wissenschaftsmann charakterisierte,
war sein Blick für das Wesentliche und seine Sachlichkeit. Er wollte
die Wirtschaftslehre zu einer wahren Wissenschaft gestalten, die unbeirrt
von Gefühlen und politischer Stellungnahme, und befreit von allen
unnötigen und ausschweifenden Phrasen, die Wahrheit durch direkte
Beobachtung und mit Hilfe einer streng theoretischen Schulung fest-
zustellen hatte. Für die deutsche Wissenschaft war er durch seine starke
Hervorhebung der Notwendigkeit einer klaren Theorie und durch seinen
offenen Sinn für die Realitäten des Wirtschaftslebens ein Wegweiser.
Die richtige Ehre können wir ihm dadurch beweisen, daß wir unsere
Wissenschaft weiter in seinem Geist ausbilden und die Jugend in klarer
theoretischer Erfassung der ökonomischen Wesentlichkeiten und in der
Gewohnheit einer schlichten Beobachtung der Wirklichkeit erziehen.
Diursholm im September 1926. Gustav Cassel.
Vorwort zur ersten Auflage.
Die unaufhörlichen Fortschritte der modernen Wissenschaft, die
stetige Ausdehnung ihres Gebietes und die Anhäufung neuen Materials
machen es zu einer gebieterischen Notwendigkeit, daß veraltete Teile
ausgesondert und Auseinandersetzungen, die nun keine wirkliche Be-
deutung mehr haben, beiseite gelassen werden. Müßten wir für immer
den ganzen alten und stets wachsenden Ballast mitschleppen, so wurden
die Schwierigkeiten uns bald über den Kopf wachsen, wir würden den
Überblick verlieren und die neuschaffende wissenschaftliche Arbeit
würde darunter zu leiden haben. Dies gilt nicht am wenigsten für die
ökonomische Wissenschaft. Bei meinen volkswirtschaftlichen Studien
bin ich schon früh zu der Überzeugung gekommen, daß die ganze alte
sogenannte Wertlehre mit ihren unendlichen Wortstreitereien und ihrer
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